Ellis, Albert (1989):
Training der Gefühle Wie Sie sich hartnäckig weigern, unglücklich zu sein
Engl. Titel: How to Stubbornly Refuse to Make Yourself Miserable; Landsberg (mvg) Neuaufl. 2006; 279 S; 15,90 Euro
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Kompaktes Trainingsbuch zur Rational-Emotiven Selbsthilfe und Therapie, die trotz des verwirrenden Bezeichnung ein origineller und sehr wirksamer Ansatz sind, um sich von belastenden Gedanken und "Katastrophen-Phantasien" zu befreien.
Der 1913 geborene Albert Ellis ist einer der Querdenker der amerikanischen Psychotherapie. Nach Stationen als Schriftsteller, Unternehmer und Sexualtherapeut machte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker, gab diese Methodik aber wieder auf, weil er mit ihrer Effektivität und Effizienz unzufrieden war. Stattdessen entwickelte er einen deutlich zupackenderen Ansatz: Er begann, seine Patienten mit ihren irrationalen Überzeugungen zu konfrontieren und sie davon zu überzeugen, von realistischeren ("rationalen") Annahmen auszugehen. 1957 veröffentlichte er das Buch "Rational Emotive Behavioral Therapy"; auf Deutsch Rational-Emotive (Verhaltens-)Therapie (RET).
Das vorliegende Buch ist gedacht als Selbsthilfe-Leitfaden sowohl zur Therapie-Begleitung als auch zur "Bibliotherapie"; jedes Kapitel enthält neben der schrittweisen Erläuterung des RET- bzw. RSH-Konzepts (d.h. Rational-Emotive Selbsthilfe) RET-Übungen mit detaillierten Anleitungen. Es ist im offenkundigen Bemühen, auch für einfache Leute ver¬ständlich zu sein, geschrieben; dadurch ergeben sich nicht nur Redundanzen, sondern viele Formulierungen wirken allzu platt. Nervig insbesondere die wiederkehrende Aufforderung, man solle seine "irrationalen Ideen" einem "wissenschaftlichen Disput" unterziehen, um sich so selbst von ihrer Unhaltbarkeit zu überzeugen. Dies könnte beim Leser leicht eine Abwehr erzeugen, die nicht allein die Ausdrucksweise, sondern das gesamte Konzept trifft.
Was ausgesprochen schade wäre, denn das RET-Konzept ist verblüffend einfach und – wenigstens für mich – sehr überzeugend. Danach sind belastende Gefühle jeglicher Art nicht etwa eine zwangsläufige Folge bestimmter äußeren Ereignisse (– sonst müssten sie ja bei allen Menschen in gleicher Weise auftreten –), sondern ergeben sich aus den Gedanken und Bewertungen, die wir mit dem Ereignis verbinden. Sie sind also selbst gemacht – und damit auch von einem selbst beeinflussbar und veränderbar. In der Metapher der RET geht es ganz einfach darum, "irrationale" Gedanken durch "rationale" zu ersetzen. Vielleicht wäre es leichter verdaulich, wenn man stattdessen sagen würde: dramatisierende Bewertungen durch realistische zu ersetzen und belastende Gedanken durch weiterführende. Beides kann mühsam sein und wird einem erst einmal gegen den Strich gehen, aber es ist machbar.
Als typische Problemmuster kennzeichnet Ellis:
• Soll- und Muss-Vorstellungen – daraus resultierend: Verdammung anderer;
• Überdramatisierung;
• "Ich kann es nicht ertragen"-Syndrom;
• "Zu schwer"-Gedanken;
• Selbstverurteilung, Selbsterniedrigung;
• "Immer"- und "Niemals"-Denken;
• Über-Generalisierung, Hoffnungslosigkeit.
Ein lesens- und bedenkenswertes Buch, sofern man auf mancherlei Plattheiten gefasst ist und sie bewusst überliest, statt sich zu ärgern und dabei den durchaus erheblichen Nutzwerts des Buchs und des rational-emotiven Konzepts zu verlieren.
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Schlagworte:
Verhaltenstherapie, Kognitive Therapien, Rational-Emotive Therapie, Rational-Emotive Selbsthilfe, Katastrophen-Phantasien, Destruktives Denken, Negatives Denken, Emotionen
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