Die Umsetzungsberatung

Rezensionen

Sammlung amüsanter und moralischer Geschichten

Poostchi, Kambiz (2004):

Goldene Äpfel – Spiegelbilder des Lebens

Lehrreiche und humorvolle Geschichten, Weisheiten und Aphorismen aus aller Welt für Alltag, Beruf und Training ausgewählt und zusammengestellt von Kambiz Pootchi

vianova (Petersberg) 2. Aufl. 2004; 259 S.; 22,50 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 7 / 9

Rezensent: Winfried Berner, 22.03.2008

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Umfangreiche Sammlung von Geschichten, Anekdoten, Parabeln, Aphorismen und wie diese literarischen Kleinformen auch heißen mögen, die immer auf anschauliche, bildhafte Weise eine "edle Botschaft" transportieren.

Ich gestehe, dass ich es schwierig finde, eine qualifizierte Beurteilung für dieses Buch abzugeben. Relativ leicht lässt sich noch die Lesbareit bewerten: Sie ist durch die kompakte und anschauliche Präsentation der kurzen Geschichten und Anekdoten sehr hoch. Die bestehen manchmal nur aus wenigen Zeilen, selten sind sie länger als zwei Seiten; meist liegt der Umfang bei ein bis drei Absätzen. Und immer bringen sie eine edle Botschaft, eine Lehre oder Lebensregel kompakt und holzschnittartig auf den Punkt.

Das genau ist freilich die Eigenschaft des Buchs, die eine Bewertung des Nutzens schwierig macht. Ich vermute, viele Trainer, Coaches und Personalentwickler werden von dieser Sammlung sehr angesprochen sein, gerade weil sie so viele moralische Botschaften bedeutungsvoll, plakativ und doch elegant präsentiert. Das kann man allerdings auch als den zentralen Kritikpunkt ansehen: Viele der Geschichten sind allzu plakativ, allzu bedeutungsschwanger und allzu moralisch. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass weniger sozialromantisch veranlagte Gemüter ärgerlich oder genervt auf diese Texte reagieren.

Drei kurze, mehr oder weniger zufällig herausgegriffene Beispiele:
"Ein Dieb sagt zum Polizeivorsteher: 'O Erhabener, was ich tat, hatte Gott befohlen, war vorherbestimmt.' Der Polizeivorsteher antwortete ihm: 'O mein Augapfel, auch was ich tue, hat Gott befohlen, ist vorherbestimmt.'" (S.99)

"Den großen Lehrer und Philosophen Abu Hamid Ghasali fragte einst ein Schüler: 'Wie ist es dir gelungen, eine so hohe Stufe der Weisheit zu erreichen?' – 'Indem ich es niemals für eine Schande hielt zu fragen, wenn ich etwas nicht wusste oder nicht begriffen hatte.'" (S. 152)

"Eines Tages ging Rumi durch die Straßen von Konya, als er zwei Männern begegnete, die einen heftigen Streit austrugen. Der eine schrie den anderen an: 'Du kannst mich beschimpfen, soviel du willst; und du wirst sehen, dass du jedes Schimpfwort tausendfach zurückbekommst.' Daraufhin wandte sich Rumi an ihn: 'Was du auch zu sagen hast, sage es mir, denn wie viele Schimpfworte du auch an mich richtest, du wirst keines zurückbekommen.' Tief beschämt versöhnten sich die Streitenden und schieden friedlich voneinander." (S. 178)

Das liest sich schön, lässt einen immer wieder schmunzeln und macht zuweilen nachdenklich. Und es ist, wenn man mit solchen Sachen etwas anfangen kann, eine entspannende Lektüre für zwischendurch. Dennoch erinnert es mich ein wenig an die Zeiten, in denen wir inbrünstig zur Melodie von "We Shall Overcome" gesungen haben: "Siegen wird das Gute / Siegen wird das Gute / Siegen wird das Gute / eines Tags." Ich wollte, ich wäre mir da ein wenig sicherer.

Jenseits solcher Kleingläubigkeit ist es ohne Zweifel ein großes Verdienst von Kambiz Poostchi, all diese Geschichten zusammengetragen zu haben – und überdies, was für solche Sammlungen keineswegs selbstverständlich ist – ihre Quellen sorgfältig dokumentiert zu haben. Der sich dieser Mammutaufgabe mit Fleiß und Liebe gestellt hat, ist laut Covertext "selbständiger Architekt sowie Lebens- und Sozialberater mit Schwerpunkt Unternehmens- und Organisationsentwicklung und Teamtraining". Sein Selbstverständnis als "Vermittler zwischen den Welten" kommt in diesem Kompendium multikultureller Lebensweisheiten zum Ausdruck. Es regt in der Tat dazu an, beim Blick auf andere Kulturkreise nicht so sehr das Trennende zu sehen, wie es in diesen Jahren wieder einmal dramatisch in den Vordergrund rückt, sondern die gemeinsamen Lebensthemen und Lebensfragen der Kulturen wiederzuerkennen. Ist das nur Multikulti-Romantik oder vielleicht doch eine begründete Hoffnung?

Schlagworte:
Geschichten, Moral, Parabeln, Anekdoten, Interkulturelle Kommunikation, Lebensweisheiten

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