Die Umsetzungsberatung

Rezensionen

Die Makroökonomie entdeckt die Psychologie

Akerlof, George A.; Shiller, Robert J. (2009):

Animal Spirits

How Human Psychology Drives the Economy, and Why It Matters for Global Capitalism

Princeton University Press (Princeton NJ); 230 S.; 16,30 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 8 / 8

Rezensent: Winfried Berner, 11.04.2009

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Nicht der ganz große Wurf, aber eine sehr grundlegende Kritik an der gegenwärtigen Makroökonomie und ein nachdrückliches Plädoyer, menschliche Emotionen und deren Wechselwirkungen in ökonomischen Erklärungsmodellen stärker zu berücksichtigen.

Der Titel, den der Wirtschaftsnobelpreisträger George Akerlof und der bekannte Yale-Ökonom Robert Shiller für ihr Buch gewählt haben, ist eine Referenz an den großen Ökonomen John Maynard Keynes. Der verwendete diese Formulierung in seinem 1936 erschienenen Hauptwerk "General Theory of Employment, Interest, and Money", um zu erklären, weshalb die "unsichtbare Hand des Marktes", die nach Adam Smith und seinen Jüngern alles perfekt regelt, doch manchmal ziemlich daneben greift. Die Bedeutung von "Animal Spirits" ist intuitiv leicht zu verstehen, aber nicht leicht zu übersetzen. Wörtlich heißt es "Lebensgeister", aber das will hier nicht so recht passen. "Instinkte" oder "Triebe" trifft es auch nicht; dafür hat auch das Englische eigene Wörter. Die Autoren erläutern den Begriff so: "In modern economics animal spirits (…) is now (…) referring to a restless and inconsistent element in the economy. It refers to our peculiar relationship with ambiguity or uncertainty. Sometimes we are paralyzed by it. Yet at other times it refreshes and energizes us, overcoming our fears and indecisions." (S. 3f.)

Akerlof und Shiller wenden sich mit diesem Buch also der Unberechenbarkeit menschlichen Verhaltens zu – und dafür besteht auch Bedarf, denn die herrschende Volkswirtschaftslehre ist derart vor die Wand gefahren, dass einem im Grunde die Wand leid tun muss. Nachdem nur einige Außenseiter die gegenwärtige Krise (halbwegs) richtig vorhergesagt haben, während die Würdenträger des Mainstream noch im letzten Herbst lediglich eine geringfügige konjunkturelle Abkühlung sehen wollten, herrscht nun Katerstimmung – und Bedarf für eine Neuorientierung. Mit "Animal Spirits" setzen zwei renommierte Forscher auf die Psychologie, und das macht auch Sinn, schließlich versucht die Volkswirtschaftslehre, die Folgen menschlichen Handelns vorherzusagen, welche alle ökonomischen Kennzahlen ja letztlich sind. Doch wenn zwei Volkswirte, und seien es noch so renommierte, sich der Psychologie zuwenden, bewegen sie sich auf fremdem Terrain und sind in der Gefahr, statt auf volkswirtschaftliche nun auf psychologische Moden abzufahren.

Dass menschliches Verhalten irrational und unberechenbar wäre, ist auch in der Populärpsychologie ein verbreiteter Denkansatz, aber es ist dennoch zu kurz gedacht. Kein Mensch handelt in einer Weise, die für ihn selber keinen Sinn ergibt. Wenn andere sein Handeln nicht verstehen und es daher für irrational halten, machen sie den Denkfehler, ihre eigenen Ziele und Vorstellungen zum Maßstab seines Handelns zu machen. Und dann kann es freilich sein, dass unvernünftig erscheint. Aber das ist natürlich auch der falsche Maßstab: Sein Handeln kann und muss ja nur aus seiner Sicht Sinn ergeben. Zwar kann es natürlich sein, dass die Wahrnehmungen, Bewertungen und Überlegungen, die einen Menschen zu seinem Handeln veranlassen, fehlerhaft sind, doch das Handeln selbst ist nur deren logische Konsequenz. Aber sind sie deshalb irrational? Welche Bewertungen und Überlegungen falsch waren, können ja auch Volkswirte meist erst im Nachhinein beurteilen. Solche Aussagen haben daher den Charakter von Besserwisserei: Sie sind oft nur ein anmaßendes Urteil darüber, wie sich der Betreffende hätte verhalten müssen, wenn er gewusst hätte, was der Beurteiler heute weiß.
 
Im ersten Teil von "Animal Spirits" befassen sich die Autoren in fünf Kapiteln mit fünf psychologischen Konzepten, die aus ihrer Sicht zentral für die Ökonomie sind: "Confidence", "Fairness", "Corruption and Bad Faith", "Money Illusion" und "Stories". Im zweiten Teil wenden sie diese Konzepte auf acht volkswirtschaftliche Fragestellungen an:
  • Why Do Economies Fall into Depression?
  • Why Do Central Bankers Have Power over the Economy (Insofar as They Do?)
  • Why Are There People Who Cannot Find a Job?
  • Why Is There a Trade-off between Inflation and Unemployment in the Long Run?
  • Why Is Saving for the Future So Arbitrary?
  • Why Are Financial Prices and Corporate Investments So Volatile?
  • Why Do Real Estate Markets Go through Cycles?
  • Why Is There Special Poverty among Minorities?

Ein 14. Kapitel "Conclusion" schließt das netto 176 Seiten umfassende Buch ab. Ausführliche Annotationen, ein Stichwortverzeichnis und ein 20-seitiges Literaturverzeichnis folgen.

Im ersten Kapitel arbeiten Akerlof und Shiller heraus, wie wichtig Zuversicht und Vertrauen für Wachstum oder Schrumpfung der Wirtschaft sind. Allerdings bleiben sie dabei weitgehend bei einem alltagspsychologischen Verständnis stehen; ein tieferes Vordringen in die Vertrauensforschung oder andere sozial- und organisationspsychologische Forschungsgebiete ist dem Buch nicht anzumerken. Ihre recht konventionelle Vorstellung von (Ir)Rationalität prägt auch ihren Begriff von Vertrauen: "The very term confidence–-implying behavior that goes beyond a rational approach to decision making–-indicates why it plays a major role in macroeconomics. When people are confident they go out an buy; when they are unconfident they withdraw, and they sell. Economics history is full of such cycles of confidence followed by withdrawal." (S. 13) Das klingt eingängig, aber man könnte es auch für eine verkappte Tautologie halten: Wenn die Leute kaufen, kann man das "Confidence" nennen; eine Erklärung liefert dieser Begriff nicht wirklich. Insbesondere bleibt unerklärt, wie Vertrauen binnen weniger Wochen in Pessimismus umschlagen kann. An solchen Stellen wirkt das Buch ein wenig "mit der heißen Nadel gestrickt": Etwas intensivere Recherchen und etwas sorgfältigeres Nachdenken hätten hier sicher nicht geschadet, aber dafür war offenbar nicht die Zeit, weil das Buch noch rechtzeitig zur aktuellen Krisendiskussion herauskommen sollte.

Der zweite psychologische Begriff, auf den Akerlof und Shiller aufbauen, ist "Fairness". Auch das Streben nach fairer Behandlung erscheint den Ökonomen irrational, obwohl Verhaltensökologie und Spieltheorie längst nachgewiesen haben, wie rational der Verzicht auf kurzfristige ökonomische Vorteile sein kann, um eine höhere Verteilungsgerechtigkeit zu erzwingen. Ansatzweise scheinen sie das sogar zu sehen: "The sociologists say that, when transactions are not fair, the person on the short end of the transaction will be angry. The impulses released by that anger force exchanges to be fair." (S. 23) Was soll daran irrational sein? Wenn Menschen auf diese Weise faire Transaktionen erzwingen, ist der kurzfristige Verzicht doch in zweifacher Hinsicht eine ausgesprochen gute und äußerst "rationale" Investition: Zum einen, weil es unter dem Strich zu besseren Resultaten führt, zum anderen, weil es die Transaktionskosten reduziert, indem es allen Beteiligten den Aufwand immer neuer Täuschungsversuche bzw. ständiger Wachsamkeit erspart.
 
Einem spannenden Aspekt wenden sich Akerlof und Shiller im dritten Kapitel zu: Korruption und Betrug. Nach ihrer plausiblen Beobachtung kommt es regelmäßig in der Spätphase von Booms zu großen Korruptionsskandalen, die etwa zeitgleich mit dem Platzen der Blase ans Tageslicht kommen und typischerweise darin bestehen, dass irgendwelche Gauner im großen Stil das Vertrauen und die Gier der Investoren ausgenutzt haben. Aus den Darlegungen wird aber nicht so recht klar, ob die Autoren hier nur eine Korrelation beschreiben oder ob sie eine kausale Beziehung zwischen der Korruption und dem Anschwellen und schließlichen Platzen der Blase sehen. Ohne Zweifel war das Verbriefen und Verkaufen der Subprime-Kredite eine der wesentlichen Pumpen, die die letzte Blase aufgeblasen haben. Ohne Zweifel gehört eine gewisse Skrupellosigkeit dazu, Leuten Kredite zu geben, von denen man weiß, dass sie sie nie zurückzahlen, sondern daran ihr letztes Hemd verlieren werden, und diese Kredite gehäckselt an andere Leute weiterzuverkaufen, von denen man weiß, dass sie ihr Geld nie wiedersehen werden. Aber ist hier wirklich der Betrug das wiederkehrende Muster, oder ist es die zur Massenbewegung gewordene – legale! – Umgehung von Regulierungssystemen?
 
Klarer ist der Zusammenhang bei dem, was Akerlof und Shiller im vierten Kapitel als "Money Illusion" beschreiben. Damit ist die Orientierung am Nominalwert des Geldes unter Missachtung von Inflations- und Deflationseffekten gemeint. Dieser Denkfehler führt nicht nur dazu, dass sich Menschen für reicher halten als sie es tatsächlich sind, weil sie zum Beispiel den heutigen Wert ihres Hauses mit dessen (Nominal-)Wert vor 20 Jahren vergleichen oder weil sie die Hochrechnung der künftigen Auszahlung ihrer Lebensversicherung nicht inflationsbereinigt beurteilen, sondern in heutigem Wert. Er führt auch zu dem noch sehr viel folgenschwereren Fehler, dass sie in Deflationsphasen lieber ihren Job verlieren als Gehaltskürzungen zu akzeptieren. Wenn irgendwo, so könnte man am ehesten hier von Irrationalität sprechen. Aber genau genommen, ist auch hier nicht das Verhalten irrational, sondern die Annahmen über die Realität sind falsch, die diesem Verhalten zugrunde liegen. Hier immerhin weisen die beiden Ökonomen auf einen systematischen und folgenschweren Denkfehler hin, den die Behavioral-Finance-Forschung herausgearbeitet hat.
 
Voll fahren Akerlof und Shiller im fünften Kapitel "Stories" auf die aktuelle populärpsychologische Mode des "Storytelling" ab. Etwas arg undifferenziert machen sie dabei alles zur Story – von der Verbreitung von Zuversicht bzw. Pessimismus in den Märkten bis hin zu volkswirtschaftlichen Theorien und Lehrmeinungen. Dabei übersehen sie, dass sie damit allenfalls auf eine recht pauschale Weise einen Verbreitungsweg von Sichtweisen und Überzeugungen beschreiben, nicht aber das eigentliche Agens. Doch die beiden Ökonomen sind ganz hingerissen von ihrer Geschichte über die Geschichten: "But what if the stories themselves move markets? What if these stories (…) have real effects? What if they themselves are a real part of how the economy works? Then economists have gone overboard. The stories no longer explain the facts; they are the facts." (S. 54)
 
Aber natürlich sind es bei genauer Betrachtung nicht die Geschichten selbst, die die Märkte verändern, sondern es sind die veränderten Wahrnehmungen und Bewertungen der Realität, also die "Stimmungen", die zunächst individuell sind, sich aber wechselseitig verstärken. Diese "subjektiven Theorien" werden sowohl bestätigt als auch verändert durch das, was die Sozialpsychologie die "soziale Validierung von Urteilen" nennt. Und die "Stories" sind ohne Zweifel ein Medium dazu, wenn auch keineswegs das einzige: Es gibt ja auch eigene Erfahrungen und Beobachtungen sowie, vielleicht am wichtigsten, eine anders fokussierte Aufmerksamkeit sowie veränderte Wahrnehmungs- und Bewertungstendenzen: Aufgrund einer veränderten Blickrichtung neigen wir dann dazu, die Fakten anders zu filtern und zu bewerten. Dann ist die Pleite eines Unternehmens nicht mehr bloß ein zwar bedauerliches, aber auch begrenztes Ereignis, sondern sie wird zum Menetekel.
 
Trotzdem wäre es zweifellos interessant, die Verbreitungswege und -mechanismen solcher kollektiver Stimmungen genauer zu verstehen: "We might model the spread of a story in terms of an epidemic. Stories are like viruses. Their spread by word of mouth involves a sort of contagion. Epidemiologists have developed mathematical models of epidemics, which can be applied to the spread of stories and confidence as well." (S. 56) Man könnte – aber man hat nicht. Eine interessante Idee, eine anregende Metapher – mehr aber auch nicht. Der Beweis, dass Stories "wie Viren sind", wäre erst noch zu erbringen. Dagegen spricht, dass Viren – im Gegensatz zu Geschichten – eigenständige Lebewesen sind, die ein biologisches Interesse an ihrer Verbreitung haben und deshalb "gelernt" haben, ihren Wirt so zu manipulieren, dass er – beispielsweise durch Niesen – unfreiwillig, aber nichtsdestoweniger aktiv an ihrer Verbreitung mitwirkt. Gilt das wirklich auch für Geschichten?
 
Angesichts dieses recht dünnen Fundaments ist erstaunlich, was Akerlof und Shiller im zweiten Teil des Buchs aus so wenig Psychologie herausholen. Ich gehe hier nicht auf alle acht Fragestellungen ein, die sie untersuchen, sondern greife die heraus, die mir am bemerkenswertesten erscheinen. Da ist zunächst die Frage, weshalb die Wirtschaft überhaupt von Zeit zu Zeit in eine Depression stürzt. Ihr Resümee: "We have seen that the two most significant depressions in U.S. history were characterized by fundamental changes in confidence in the economy, in the willingness to press pursuit of profits to antisocial limits, in money illusion, and in changes in the perception of economic fairness. The depressions were intimately linked with these hard-to-measure variables." (S. 72) Klingt einleuchtend – andererseits ist es erschreckend, dass zwei führende Ökonomen diese relativ allgemeinen Aussagen für so bemerkenswert halten, obwohl sie noch weit von einer wirklichen Erklärung der Phänomene entfernt sind. Sagen sie uns damit, dass dies bereits über den Erkenntnisstand ihrer Zunft hinausgeht?!
 
Eine kluge Theorie präsentieren Akerlof und Shiller zu der Frage, weshalb manche Menschen keine Arbeit finden. Die klassische volkswirtschaftliche Lehrmeinung ist ja, dass dies an der mangelnden Preiselastizität der Löhne (und damit an den Gewerkschaften) liegt: Wenn man die Löhne nur weit genug senkte, würde jeder Beschäftigung finden. Die beiden Professoren machen jedoch darauf aufmerksam, dass Arbeit keine Ware wie jede andere ist, bei der der billigste Preis gerade der richtige ist. Vielmehr sind die Unternehmen als "Käufer" darauf angewiesen, dass die Menschen nicht nur zur Arbeit erscheinen, sondern auch und vor allem Leistung bringen. Dafür aber müssen die Mitarbeiter motiviert sein, und das sind sie höchstwahrscheinlich nicht, wenn sie das Gefühl haben, dass der Arbeitgeber ihre Notlage ausgenutzt und sie zum best- bzw. schlechtestmöglichen Preis eingekauft hat. Dieser Gedanke würde nebenbei auch plausibel machen, weshalb sich das Thema leistungsgerechte Bezahlung in der Praxis als so hartleibig erweist, jedenfalls was die untere Hälfte des Leistungsspektrums betrifft. In der Tat ist es ja nicht unrealistisch, dass Mitarbeiter, die weniger leisten als andere, im Falle einer von ihnen als ungerecht empfundenen Vergütung – noch weniger leisten.
 
Die wertvollsten Erkenntnisse bringt in meinen Augen aber das elfte Kapitel, dessen Leitfrage lautet: "Why Are Financial Prices and Corporate Investments so Volatile?" Darin machen die Autoren zunächst darauf aufmerksam, dass die Preise von Aktien und Unternehmensanteilen weitaus stärker schwanken als sich dies mit ökonomischer Logik erklären lässt: "In theory, the stock prices are predictors of the discounted value of those future earning streams (…). But stock prices are much too volatile. They are even much more variable than those discounted streams of dividends (or earnings) that they try to predict." (S. 132)
 
Ihre überzeugende Erklärungsalternative ist, dass sich hier mehrere positive Feedbackschleifen aufschaukeln. Nicht nur, dass steigende Aktienkurse zu steigender Nachfrage führen und die wiederum zu weiter steigenden Kursen. In einer Aufschwungphase steigen auch die Werte in der Realwirtschaft, etwa die für Immobilien. Also fühlen sich die Menschen reicher, daher sparen sie weniger und geben mehr Geld aus – was wiederum den Aufschwung verstärkt. Unternehmen investieren mehr, was sowohl ihre eigenen Gewinnerwartungen als auch die ihrer Lieferanten steigen lässt – und entsprechend auch ihre Aktienkurse. Da alle sehen, dass es nach oben geht, wächst ihre Zuversicht weiter. Akerlof und Shiller bezeichnen das als ein "Price-to-earnings-to-price feedback." (S. 135)
 
Doch das ist noch immer nicht alles: "The feedback is also enhanced by a leverage feedback and a leverage cycle. The collateral ratio is the amount lenders lend to investors as a percentage of the value of the assets posted as collateral. On the upswing of the cycle collateral ratios rise. For example, in the market for single-family homes, in the upswing of the cycle the amount of money banks are willing to lend to home buyers as a fraction of the value of their homes rises. The rise in leverage feeds back into asset price increases, encouraging more and more leverage. The same process works in reverse in the downward direction as asset prices fall. The leverage cycle operates in part because of bank capital requirements. As asset prices rise, leveraged financial institutions' capital rises relative to their capital requirement, and so they may buy more assets. If many financial institutions respond in this way, they may take on so many more positions in the assets they hold that they bid the prices up, thereby freeing yet more capital. A feedback loop thus arises, propelling prices higher and higher. Moreover, if asset prices fall, leveraged financial institutions may be forced to sell to meet their capital requirement, and the systemic effect of this selling may be to lower asset prices, thus lowering the institutions' capital ratios. So they are forced to sell more assets, and a downward feedback may occur. In extreme cases the feedback may cause very low or 'fire sale' prices." (S. 136)
 
Von all diesen Feedbackschleifen kann einem schwindlig werden, und man muss sie mehrfach durchgehen, um sie halbwegs zu verstehen. Doch es ist die überzeugendste Erklärung dafür, wie Überhitzungen und Depressionen zustande kommen, die mir bislang begegnet ist.
 
Welche Schlussfolgerungen ziehen Akerlof und Shiller aus ihren Überlegungen? Zunächst konstatieren sie, dass die klassische Ökonomie, weil sie keine Notiz von den "Animal Spirits" nimmt, die gegenwärtige Krise weder vorhersehen konnte noch sie schlüssig erklären oder gar bewältigen kann. Doch fordern sie nicht nur eine Neubesinnung der Ökonomie, sondern auch eine Reform des Kapitalismus, insbesondere sehr viel konsequentere Regulierungen für das freie Spiel der Marktkräfte: "We agree regarding the wonders of capitalism. But that does not mean that there are not different forms of capitalism, with very different properties and benefits." (S. 171f.) Das ist vermutlich die schärfste Form von Kapitalismuskritik, die man in den USA üben darf, ohne aus der Ökonomenzunft exkommuniziert zu werden. Doch sehr greifbar ist es nicht, und auch ihre abschließenden beiden Seiten "What We Must Do" enthalten keine konkreten Empfehlungen. Sie fordern nur, entlang der von ihnen aufgeworfenen Fragen weiterzudenken: "Most of all, this book tells us that the solution to our economic problems can only be reached if we pay due respect in our thinking and in our politics to the animal spirits." (S. 176) Damit haben sie wohl recht, lassen aber auch sehr viel offen.

Schlagworte:
Makroökonomie, Volkswirtschaftslehre, Ökonomie, Weltwirtschaft, Weltwirtschaftskrise, Wirtschaftspsychologie, Behavioral Economics

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