Der erste Eindruck verleitet zur Unterschätzung: Kann so ein schmales Bändchen wirklich ein so großes Wandergebiet wie den Bayerischen Wald abdecken? Doch das vielfältige Angebot an Wegen reicht bei weitem aus, um mehr als einen Urlaub auszufüllen.
Das Cover wirbt mit 35 Touren, 35 Wanderkarten, 35 Höhenprofilen und Toureninfos. Aber das Wichtigste ist: Alle Touren, die wir bislang ausprobiert haben, erfüllten die beiden wichtigsten Anforderungen an einen Wanderführer: Sie waren erstens lohnend und zweitens recht gut zu finden. Was keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist in einer Gegend, wo die Wegmarkierungen oft ausgerechnet dort spärlich werden, wo der Orientierungsbedarf des wackeren Wanderers besonders groß ist, frei nach dem Motto: "Wenn die Leute ohnehin schon die Orientierung verloren haben, wollen wir sie nicht zusätzlich durch Markierungen verwirren!"
Jede Tour ist auf 2 – 4 Seiten beschrieben und mit ein oder zwei "appetitanregenden" Fotos illustriert. Zwar sind die abgedruckten Kartenausschnitte bei schwierigeren Wegen sicher kein Ersatz für eine gute Wanderkarte (empfehlenswert: die Fritsch-Karten im Maßstab 1:35.000), aber sie liefern eine grobe Orientierung. Eine nützliche Besonderheit der DuMont-Reihe sind die abgedruckten Höhenprofile, die erkennen lassen, auf wieviele Steigungen und Abstiege im Wegeverlauf gefasst sein muss. Was nicht nur für Menschen eine Hilfe ist, die nicht (mehr) so gut zu Fuß ist, sondern auch für Otto Normalwanderer, der an manchen Tagen vielleicht einfach keine Lust auf große Steigungen hat.
Doch was nützt das schönste Höhenprofil, wenn die ganze Tour den Aufbruch nicht wert ist?! Wir sind natürlich (noch) nicht sämtliche 35 Touren abgegangen, aber unsere bisherige Stichprobe lässt uns vermuten, dass die meisten Touren das morgendliche Aufstehen wert sind. Natürlich hat der Ortskundige an der einen oder anderen Stelle andere Vorlieben: Den "Pilgramsberg" beispielsweise, der wie in alten Zeiten an Weidezäunen vorbei über Grasmatten und Steinstufen hinauf zur Wallfahrtskirche St. Ursula führt, den muss man doch hinaufsteigen und nicht hinuntergehen – was eine Richtungsumkehr der ganzen Tour erzwingt. Doch was soll's: Wanderführer sind ja nicht dazu da, ihre Wege sklavisch abzuschreiten, sondern uns schöne Plätze zu erschließen und zur kreativen Weiterentwicklung der Touren zu inspirieren. Unter diesem Kriterium haben wir in dem Bändchen bisher keinen einzigen Anlass zur Beschwerde gefunden.
Derzeitige Topp-Empfehlung unter den Wanderführern zum Bayerischen Wald!
|