Hinweise auf etliche schöne (und einige weniger schöne) Wege, aber mit lausigen Wegbeschreibungen. Bei schwieriger Orientierung ohne zusätzliche Quellen
Von einem Wanderführer erwarte ich mir zweierlei: Erstens, dass er auf besonders reizvolle Wege in der jeweiligen Region aufmerksam macht (und dabei auch über die "Greatest Hits" hinausgeht, die in jedem Führer stehen); zweitens, dass er seine Leser (fast) wie ein ortskundiger Führer so leitet, dass sie den jeweiligen Weg ohne größere Probleme finden.
Bei dem ersten Kriterium gebe ich diesem Kompass Wanderführer 3 – 4 Sterne: Er enthält viele der bekanntesten und schönsten Wege im Bayerischen Wald, aber auch einige weniger bekannte – darunter allerdings auch einige, die sich als Enttäuschung erweisen, wie zum Beispiel der etwas konfuse Weg Nr. 31 rund um Bischofsmais. Da hat der Lallinger Winkel wahrhaftig Überzeugenderes zu bieten! Bedauerlich auf, dass Stieglitz den Naturpark Vorderer Bayerischer Wald kaum berücksichtigt. Von den vielen wunderbaren Wegen rund um den "König des Vorwalds", den Hirschenstein, wird kein einziger beschrieben. Lediglich ein hübscher, aber nicht überragender Weg rund um den Pröller findet sich in dem Führer.
Bei dem zweiten Kriterium schneidet dieser Führer noch schlechter ab. Zwar gibt es Wege, die trotz seiner Erläuterungen nicht zu verfehlen sind, wie etwa die (sehr empfehlenswerte!) Ilzwanderung, die laut Empfehlung am rechten Ilzufer von der Schneidermühle hinter zur Schrottenbaummühle und am linken Ufer wieder hinaufführt. Doch dort, wo der Wegeverlauf schwieriger zu finden ist, sind Stieglitz' Beschreibungen allzu vage und fahrig. Leseprobe: "Wir gehen geradeaus an einer Linksabzweigung vorbei und folgen kurz danach, gegenüber einem Haus, dem markierten Pfad rechts in den Wald. Vor einem verlassenen Haus wandern wir rechts den Waldweg hinab. (...) Wir halten uns auf dem Hauptweg, der sich durch Mischwald schlängelt. An einer Straßenverzweigung laufen wir rechts weiter. Gegenüber der Linksabzweigung zu einem Haus verlassen wir das Sträßchen (welches Sträßchen?!) und biegen rechts auf den markierten Weg ..." (S. 164 f.) Solch eine Beschreibung reicht genau bis zu dem ersten Punkt, an dem man unsicher ist – und ab dann ist man verloren. Was man in freier Wildbahn schmerzlich vermisst, sind (ungefähre) Entfernungs- und Richtungsangaben sowie Hinweise auf markante Orientierungspunkte: Welches Haus ist gemeint? Kommt die Abzweigung "kurz danach" nach 20 Metern oder nach 200 Metern? Selbst die Identifikation des Wegs auf der Wanderkarte gelingt da nicht immer.
Zuweilen beginnt das Orientierungsproblem schon bei der Anfahrt. Bei Wanderung Nr. 22 zum Brotjacklriegel etwa heißt es lakonisch: "Verkehrsmöglichkeiten: Anfahrt mit dem Auto zum großen Parkplatz (Feuerwehrhaus) an der Straßenkreuzung südlich Langfurth." (S. 91) Na, dann alles klar – aber wo ist Langfurth? Selbst für in der Region Ansässige werden solche Hinweise zur Herausforderung (an das Navigationssystem). In Summe reicht das, auch im Vergleich mit anderen Wanderführern, maximal für zwei Sterne. Meine Gesamtbewertung liegt damit "mit Mühe" bei drei Sternen – und damit deutlich unter dem Vorläuferband von Rüdiger Schablinski.
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