Burkhardt, Michael; Stobbe, Corinna (1999):
Das erfolgreiche Einstellungsinterview Fach- und Führungskräfte professionell auswählen – ein Ratgeber mit vielen praktischen Hilfen
Renningen (expert verlag); 112 S.; 16,00 Euro
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Was liest man am Abend vor einer wichtigen Auswahlrunde, um sich ein bisschen fit zu machen? Was kann man Kollegen aus der Linie in die Hand drücken, die wenig Erfahrung mit Auswahlinterviews haben, aber sicher keine umfangreiche Abhandlung lesen?
Entweder den Artikel "Personalauswahl" auf dieser Website oder das hier besprochene Buch.
Natürlich ist es eine Unverschämtheit, 16 Euro für 112 kleinformatige, in großer Schrifttype bedruckte Seiten zu verlangen – mit 32 Zeilen à ca. 50 Anschläge entspricht das gesamte Buch rund 30 DIN A4-Seiten. Doch gerade in dieser Kürze, verbunden mit hoher Praxisorientierung und einer leicht verständlichen Sprache, liegt der große Vorteil. Denn was helfen 400 eng bedruckte Seiten, wenn sie von den Praktikern nicht gelesen werden? Und was sind 16 Euro, verglichen mit dem Millionenschaden einer fehlbesetzten Führungsposition?
Die Autoren (von denen man nur erfährt, dass der eine Doktor und die andere Diplom-Psychologin ist) fassen zunächst auf 32 Seitchen die "Grundlagen des Interviews" zusammen; dabei erläutern sie gut nachvollziehbar und ohne erigierten Zeigefinger die heiklen Themen Beurteilungsfehler und "das Verhalten des Interviewten als Fehlerquelle" (wo etwa Sympathie, Self-Fulfilling Prophecy, soziale Erwünschtheit und – wichtig! – Erfahrungen mit Bewerbungstrainings dargestellt werden).
Dann kommen sie auf die "Praxis des Interviews". Sie beginnen mit der Vorbereitung (für die es bei der Lektüre am Vorabend freilich ein wenig knapp wird) und behandeln dann ausführlich das Gespräch selbst. Neben Hinweisen zur Gesprächsführung (nichts Revolutionäres, aber seriös und solide) liefern sie eine Fülle von Beispielfragen, machen aber zum Beispiel auch auf rechtliche Restriktionen aufmerksam. Der kurze Anhang ist im Wesentlichen eine Zusammenfassung des Inhalts in Stichworten plus einer Formularvorlage für einen Interviewleitfragen sowie den "12 Grundregeln des erfolgreichen Interviews" – auch sie ohne neue Erkenntnisse, aber "quadratisch, praktisch, gut".
Zumindest von der Gestaltung und Typographie her hätte der Verlag das Buch für dieses Geld aber besser auf eilige Leser zuschneiden können. Das Schriftbild wirkt wie aus der Gliederungsansicht von MS Word übernommen; an Grafiken und Illustrationen fehlt es völlig. Bei allem unzweifelhaften Nutzen, den das Buch bietet: Das riecht in der Tat so, als wolle der Verlag mit möglichst wenig Arbeit möglichst viel Geld abzocken.
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