In keiner Weise hält Lüschers "Vier-Farben-Denken" dem Vergleich mit Edward de Bonos "Six Thinking Hats" stand. Lüschers Kategorien sind unscharf, die Begründungen unsauber, die Schlussfolgerungen hanebüchen.
Lüscher unterscheidet:
* "Gelber" Denktyp: Rezeptives, beobachtendes, "staunendes" Denken (das er mit Newton, Goethe, Fleming in Verbindung bringt),
* "Grüner" Denktyp: Objektives, sachliches, interessengeleitetes (!)Denken,
* "Roter" Denktyp: Provokatives, kreatives, grenzüberschreitendes Denken,
* "Blauer" Denktyp: Reflexives, ganzheitliches, verstehendes Denken.
Wer sich einem Denktyp verschrieben habe, tendiert nach Lüscher dazu, alle anderen Denktypen abzulehnen und verständnislos zu kritisieren.
Kurz nach der Erläuterung der oben genannten Denktypen unterscheidet Lüscher plötzlich sechs Arten des Denkens (S. 86 ff.), womit er de Bono schon verdächtig nahe kommt:
- rationales,
- intuitives,
- geregeltes,
- spekulatives,
- analytisches und
- kreatives Denken.
Kurz danach rückt Lüscher davon jedoch wieder ab, indem er die betrieblichen Funktionen seinen vier Denktypen zuteilt. Dabei ordnet er – noch halbwegs nachvollziehbar – der Marktforschung das "gelbe", rezeptive Denken und der Verwaltung das "grüne", analytische Denken ab. Dass aber Personal ausgerechnet das "blaue", verstehende Denken und die Produktion gar das "rote", provokative (jetzt plötzlich: "ausführend" genannte) Denken abkriegt, beweist sicher mehr Mut zur Beliebigkeit als eine stimmige Konzeption.
Mit insgesamt 30 Zeilen pro Seite (!) eher ein Dokument für engstirnig-missionarisches Denken als ein Beitrag zur Gewinnung neuer Einsichten.
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