Kurze Abrisse zu 24 deutschen Landschaften, darunter drei Metropolregionen (B, HH, M), die sowohl die Landschafts- als auch die Kulturgeschichte … - naja, eher beleuchten als abdecken. Gute erste Einstimmung, aber sicher keine umfassende Behandlung.
Nach dem großartigen "Geschichte der Landschaft", dass mich wirklich begeistert hat und aus dem ich unendlich viel Neues gelernt habe, war ich sehr gespannt auf Hansjörg Küsters "Deutsche Landschaften". Auch wenn ich in Rechnung stelle, dass es sicherlich nicht leicht war, meinen hochgesteckten Erwartungen gerecht zu werden, lege ich dieses Buch etwas enttäuscht aus der Hand.
An sich ist es durchaus eine plausible Idee, verschiedene Landschaften detaillierter vorzustellen und dabei nicht nur die Landschafts-, sondern auch die Kulturgeschichte abzudecken. Aber ein derart erweitertes Themenspektrum würde auch wesentlich mehr Platz auffordern, wenn es eine vergleichbare Informationsdichte erreichen soll wie die "Landschaftsgeschichte". Auf durchschnittlich 15 Seiten pro Region ist das nicht zu machen; erst recht nicht, wenn dazu noch ein paar (zumeist interessante) Geschichten erzählt und persönliche Eindrücke vermittelt werden sollen.
Und so vermittelt das Buch zwar immer wieder interessante Informationen und Erkenntnisse, vor allem auf dem Kerngebiet des Autors, der Landschaftsgeschichte, aber es bleibt insgesamt doch ziemlich an der Oberfläche. Insgesamt kommen mir die Buchkapitel wie schöne, vielleicht etwas zu lange geratene Grußworte vor, in denen ein Landrat oder Bürgermeister einer in seinem Revier tagenden Konferenz seine Stadt oder Region vorstellt: Durchaus unterhaltsam und lehrreich, aber für ein gehobenes Sachbuch doch etwas mager.
Gut geeignet sind die kurzen Abrisse aber, um sich auf Landschaften einzustimmen, die man zu besuchen vorhat, oder um einen neuen Blick auf Landschaften oder Stadtregionen zu werfen, die man schon kennt oder zu kennen glaubt. Denn selbst wenn man eine Stadt oder Landschaft schon häufig besucht oder sogar dort gelebt hat, weiß man nicht unbedingt, welche landschafts- und kulturgeschichtliche Vergangenheit sie so geformt hat, wie wir sie heute erleben.
Dass beispielsweise der Starnberger und der Ammersee zwei völlig unterschiedliche Landschaftscharaktere sind, obwohl sie beide auf eiszeitliche Gletscher zurückgehen, dürfte kaum einer der dort Ansässigen wissen: Der Starnberger See hat keinen Zufluss (mehr), seit Loisach und Isar ins vom Eis befreite Isartal abgebogen sind, und ist daher Vorfall Landung sicher. Die Ammer hingegen bringt ungleich mehr Fracht in ihren See ein als die am Paar am unteren Ende mitnehmen kann, sodass der Ammersee allmählich von oben her zugeschüttet wird.
Klar, solche Dinge muss man weder als Ortsansässiger noch als Besucher unbedingt wissen – aber ich finde es spannend, solche Zusammenhänge insbesondere zur Landschaftsgeschichte zu kennen. Deshalb wäre ich in dieser Themen gerne noch tiefer eingetaucht, als es Küster in diesem Buch tut.
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