Die Umsetzungsberatung

Rezensionen

Über das ehrbare Handwerk, gut zu schreiben

Zinsser, William (1976):

On Writing Well

The Classic Guide to Writing Nonfiction

Harper Perennial (New York u.a.); 321 Seiten; 13,87 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 9 / 9

Rezensent: Winfried Berner, 25.02.2020

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Der beste Ratgeber zum Thema gutes Schreiben, den ich kenne. Dieser amerikanische Klassiker geht im Gegensatz zu vielen anderen "Stilfibeln" über die Arbeit an einzelnen Sätzen hinaus und befasst sich auch intensiv mit der Gestaltung längerer Texte.

Viele Menschen glauben, gut zu schreiben, sei etwas, was einem bei entsprechender Begabung mühelos aus der Feder flösse. Das ist blanker Unsinn – und gefährlicher Unsinn noch dazu, weil grundlos entmutigend für all diejenigen, bei denen es eben nicht so mühelos fließt.

Nein, gut zu schreiben, ist Arbeit. Nicht "harte" Arbeit – das ist eine abgedroschene Phrase, die man, wenn man einen halbwegs guten Text verfassen will, gleich wieder streichen sollte. Aber es ist langwierige, beharrliche Arbeit, die von einem Schuss Perfektionismus getrieben ist.

Was bereits ein zentrales Dilemma benennt: Auch beim Schreiben kann man es mit dem Perfektionismus übertreiben. Doch die meisten untertreiben es: Sie geben sich mit zu wenig zufrieden. Deshalb sind viele Texte schlechter als sie sein könnten, sollten und müssten.

Schreiben ist Arbeit

Wenn Sie einen Text vor sich haben, der sich mühelos und sich vielleicht sogar angenehm liest, dann liegt das in aller Regel daran, dass sich damit jemand einige Mühe gemacht hat, bevor Sie ihn in die Hand bekamen. Ein guter Text ist in den seltensten Fällen die erste Version dieses Textes – es ist vielleicht die achte, zwölfte oder zwanzigste Version. Zwar gilt das Gesetz des sinkenden Grenznutzen auch für Überarbeitungen, aber oft dauert es eine ganze Weile, bis er sich asymptotisch der Nulllinie nähert.

Im Gegensatz zu manchen anderen Autoren bin ich deshalb auch gottfroh, dass es den Computer gibt. Bei meinen ersten Artikeln und meinem ersten Buch, die vor 40 Jahren auf der Schreibmaschine entstanden, war das Schreiben eine Quälerei: Erste handschriftliche Version, Korrekturen, abtippen, Korrektur des getippten Texts, weitere Korrekturen, neu tippen, weitere Korrekturen … – mental wie zeitlich eine ziemliche Mühsal.

Ich gebe zu, dass ich damals manchmal Manuskripte abschickte, nicht weil ich zufrieden mit ihnen war, sondern weil ich schlicht die Schnauze voll hatte und keinen Nerv mehr für weiteren Feinschliff. Oder keine Zeit mehr, weil der Abgabetermin schon längst überschritten war und andere Aufgaben warteten.

Welch ein entspanntes Arbeiten ist es im Vergleich heute! Auch heute entsteht die erste Version oft handschriftlich – im Zug, beim Morgenkaffee oder bei einem Glas Wein am Abend. Das Abtippen (oder neuerdings Diktieren) ist bereits die erste (oder zweite) Überarbeitung, der in der Regel noch drei, vier oder mehr weitere Durchläufe folgen. Und immer wieder – auch jetzt gerade – gibt es noch etwas zu verbessern.

Schreiben ist durch den Computer viel leichter geworden

Aber wie leicht das am Rechner geht! Er übernimmt Änderungen auf der Stelle und integriert sie nahtlos, ohne dass ein unübersichtliches Gewirr mit tausend Randmarken und Querverweisen entsteht. Stattdessen hat man sofort den überarbeiteten Text vor sich, mühelos lesbar, ohne komplizierte Sucherei durch alle möglichen Anmerkungen und Streichungen und Korrekturen in den Anmerkungen. Auch nach vielen Jahren empfinde ich das immer noch als den puren Luxus.

Was William Zinsser offenbar ganz ähnlich sieht:

"Rewriting is the essence of writing well: it's where the game is won or lost." (S. 83)

"The computer is God's gift, or technology's gift, to rewriting and reorganizing. It puts your words right in front of your eyes for your instant considerations – and reconsideration; you can play with your sentences until you get them right. The paragraphs and pages will keep rearranging themselves, no matter how much you cut and change (…)" (S. 87)

Dennoch ist Schreiben Arbeit – keine "harte", wie gesagt, meistens sogar eine, die mir Freude macht. Aber es erfordert Beharrlichkeit und einen gewissen Anspruch an die Qualität seiner Texte. Und es ist unvereinbar mit der verbreiteten Tendenz, sich allzu schnell zufriedenzugeben, Ungenauigkeiten, Holprigkeiten und Ungereimtheiten stehen zu lassen und sie so zum Problem des Lesers zu machen – oder gar für den Ausdruck der eigenen Individualität zu halten. (Naja, in gewisser Weise stimmt dies sogar, es ist tatsächlich Ausdruck der Individualität, wenn auch kein schmeichelhafter.)

Stil will kultiviert werden

Zum professionellen Schreiben gehört in meinen Augen auch, sich immer wieder mal mit Stilfragen zu beschäftigen. Das muss nicht zur Obsession werden, schließlich sind der Stil und das Schreiben nur das Transportmittel und nicht das, worum es in erster Linie geht: Sprache nur um der bloßen Schönheit der Sprache willen ist – zumindest in geschriebener Form – leeres Geklingel: "tönendes Erz und eine klingende Schelle".

Eine Möglichkeit der Stilbildung ist das Lernen von guten Lektorinnen (es sind tatsächlich überwiegend Frauen, warum auch immer). Lektor)inn(en, die einem wirklich Impulse zur Weiterentwicklung des eigenen Stils geben, sind leider selten; die meisten winken den Großteil des Manuskripts durch, ohne Änderungen, die über Tippfehler und Rechtschreibung hinausgehen.

Die andere Möglichkeit zur Weiterentwicklung des eigenen Stils ist die Beschäftigung mit Büchern, die man etwas altmodisch als "Stilfibeln" bezeichnet (und die, soweit ich weiß, ausschließlich von Männern stammen). Womit wir endlich beim Thema der aktuellen Besprechung wären.

Obwohl ich ein Fan von Wolf Schneiders bissig-knurrigen Stilkritiken bin und auch dessen stilistisch-pädagogischen Vor­fah­ren Ludwig Reimers sowie dessen Vorfahren schätze, betrachte ich William Zinssers "On Writing Well" als den nützlichsten Ratgebern für Autoren, den ich kenne. Und zwar keineswegs nur für Autorinnen und Autoren, die auf Englisch schreiben: Die meisten seiner Empfehlungen sind unabhängig von der verwendeten Sprache.

Über gängige Stilfibeln hinaus

Während Schneider, Reimers und andere bei generischen stilistischen Empfehlungen stehenbleiben und sich hauptsächlich mit der Wortwahl und dem Aufbau einzelner Sätze auseinandersetzen, befasst sich Zinsser nicht nur mit Einzelsätzen oder maximal der Abfolge aufeinander bezogener Sätze, sondern auch mit dem Aufbau ganzer Texte. Und das aus gutem Grund:

"As an editor and a teacher I've found that the most untaught and underestimated skill in nonfiction writing is how to organize a long article: how to put the jigsaw puzzle together. Writers are endlessly taught how to write a clear declaration sentence. But ask them to try something more extensive – and article or a book – and their sentences leach out all over the floor like marbles. Every editor of a lengthy manuscript knows that grim moment of irreversible chaos. The writer, his eye on the finish line, never gave enough thought to how to run the race." (S. 254)

Und:

"Learning how to organize a long article is just as important as learning how to write clear and pleasing sentence. All your clear and pleasing sentences will fall apart if you don't keep remembering that writing is linear and sequential, that logic is the glue that holds it together, that tension must be maintained from one sentence to the next and from one paragraph to the next and from one section to the next, and that narrative – good old-fashioned storytelling – is what should pull your readers along without their noticing the tug. The only thing they should notice is that you have made a sensible plan for your journey. Every step should seem inevitable." (S. 261)

Zwar gibt auch Zinsser in "Part I: Principles" grundlegende stilistische Ratschläge, wie etwa den, Unnötiges, beginnend mit den allermeisten Adjektiven bis zu erläuternden Halbsätzen, konsequent zu streichen (hilfsweise gar nicht zu schreiben), eine einfache, klare Sprache zu verwenden und sich als Autor sichtbar und erlebbar zu machen. (Was mir 1982 in meinem ersten Buch von der Lektorin noch angekreidet wurde, als ich es wagte, die drei Buchstaben "ich" zu verwenden.)

Doch dann geht es weiter zu "Part II: Methods", in dem formale Elemente wie "The Lead and the Ending" abgehandelt werden. Fast die Hälfte des Buchs – 135 von netto 302 Seiten – befasst sich in "Part III: Forms" mit unterschiedlichen journalistischen und schriftstellerischen Formen: von der Wissenschaftsreportage über die Biografie und den Reisebericht bis hin zur Kunstkritik und der Sportberichterstattung. Weitere 72 Seiten widmen sich in "Part IV: Attitudes" der inneren Haltung oder Einstellung des Schreibenden.

Da es bei vielen Stilfragen um Details und die Besonderheiten konkreter Texte geht, sind die Inhalte des Buchs schwer zusammenzufassen. Stattdessen will ich nur einen Überblick geben, was ich daraus gelernt (oder zuweilen auch bestätigt gefunden) habe.

Prinzipien guten Schreibens

In "Part I: Principles" gibt William Zinsser – übrigens ein deutschstämmiger Amerikaner, wie er im Kapitel "Writing Family History and Memoir" beiläufig erzählt – grundlegende Hinweise. Und macht deutlich, dass eine klare, einfache Sprache auf gedanklicher Klarheit aufbaut: "Clear thinking becomes clear writing; one can't exist without the other. It's impossible for a muddy thinker to write good English." (S. 8)

Das erinnert mich an einen Kollegen, der vor Jahren einmal angesichts eines völlig chaotischen Vortrags sagte: Ihm wäre durch den Vortrag zumindest eines klar geworden, nämlich dass klar reden etwas mit klar denken zu tun hat.

Ähnlich wie Reimers und Schneider legt Zinsser großen Wert auf die Vermeidung von "Clutter", sprich von allem, was überflüssig ist: "Take the adjective 'personal', as in 'a personal friend of mine', 'his personal feeling' or 'her personal physician'. It's typical of hundreds of words that can be eliminated." (S. 12) Seine persönliche Faustregel: "Most first drafts can be cut by 40 percent without losing any information, or losing the author's voice." (S. 16)

Als wichtigste Regel für den "Style" empfiehlt er schlicht: "Be yourself" (S. 19) Weshalb er seine Studenten auch ausdrücklich dazu ermutigt, in Ichform zu schreiben. Und: "Never say anything in writing that you wouldn't comfortably say in conversation." (S. 26) Mit anderen Worten: Wenn etwas gesprochen gestelzt klingt, klingt es auch geschrieben gestelzt.

Schließlich befasst er sich in diesem Teil mit "Words" und deren "Usage". Seine klare Botschaft: "You'll never make your mark as a writer unless you develop a respect for words and a curiosity about their shades of meaning that is almost obsessive." (S. 32) Spätestens nach diesem Satz fühle ich mich bei Zinsser mehr "zuhause" als in allen deutschsprachigen Ratgebern. (Allerdings bereitet Wolf Schneider mehr Lesevergnügen, wenn er nicht gerade auf den "Spiegel" eindrischt – ein Hinweis darauf, dass auch pointiertes, zugespitztes Schreiben eine bedeutsame Stildimension ist.)

Klarheit und Prägnanz

Ebenfalls noch auf Satzebene bewegen sich die Empfehlungen, die Zinsser im Kapitel "Bits & Pieces" des "Part II: Methods" gibt: Die Empfehlung, nach Möglichkeit aktive Verben zu verwenden, aber auch die Hinweise: "Most adverbs are unnecessary" (S. 68) und "Most adjectives are also unnecessary" (S. 69). Sein Rat ist, sie schlicht wegzulassen, außer wenn ihre Abwesenheit den Sinn (in unerwünschter Weise) verändern würde.

Weiter rät er, auf Ausrufezeichen (und, so füge ich hinzu, auf Emoticons) zu verzichten: Man solle seinen Lesern das Vergnügen gönnen (und ihnen die Fähigkeit zutrauen), Emotionen und besondere Akzente selbst zu entdecken, statt sie mit der Nase darauf zu stoßen. Vermutlich würde er daher auch davon abraten, Wortspiele, Witzeleien und Ironie farblich zu kennzeichnen.

Weiter: "Keep your paragraphs short." (S. 79) Was ich voller Inbrunst unterstreiche: Ich finde es als Leser, gleich in welcher Sprache, unendlich mühsam, mich durch Absätze von einer viertel-, halben oder dreiviertel Seite zu quälen. Umgekehrt habe ich durch einige amerikanische Newsletter entdeckt, dass ultrakurze Absätze zuweilen dazu führen, dass man einen Text schon halb gelesen hat, bevor man sich entschieden hat, ob man ihn lesen möchte.

Ein weiterer wichtiger Hinweis: "Trust your material" (S. 88). Damit stellt er sich gegen die Tendenz, seine Geschichten "aufzupeppen", sich in dem man ein vermeintliches oder tatsächliches sprachliches Feuerwerk um sie herum entzündet: "Rumms! Mit einem Riesenknall …"

Und schließlich: "Don't annoy your readers by overexplaining – by telling them something they already know or can figure out. Try not to use words like 'surprisingly', 'predictably' and 'of course', which put a value on a fact before the reader encounters the fact. Trust your material." (S. 91) Da fühle ich mich ein bisschen ertappt – auch wenn ich das natürlich nie tun würde. Außer überraschender-, aber dann doch irgendwie vorhersagbarerweise auf Deutsch.

Mehr Aufmerksamkeit für Einleitung und Schluss

Doch Teil II hat noch mehr zu bieten – vor allem das Kapitel "The Lead and the Ending". Staunend habe ich darin erfahren, wie viel Zeit und Aufmerksamkeit Zinsser, den ich wirklich als Großmeister betrachte, auf den "Lead" verwendet, also auf das, was im Besinnungsaufsatz nichtssagend Einleitung genannt wird und auf journalistisch herabwürdigenderweise Vorspann – als ob man da noch schnell etwas vor das "Eigentliche" spannen würde, was den Lesern eigentlich nichts bringt, ihnen aber aus irgendwelchen Gründen trotzdem zugemutet werden muss.

Nein, Zinsser nutzt den – Vorspann ist wirklich ein irreführender Begriff – "Teaser" (gibt es da kein deutsches Wort dafür?), um die Leserin abzuholen, neugierig zu machen und, vielleicht die höchste Kunst, um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen, die sie auf den nachfolgenden Text einzustimmt.

Gelernt habe ich ebenfalls, dass ich mir mit dem Schluss meiner Texte mehr Mühe geben sollte. Was Zinsser dazu sagt, hat mich peinlich an das Feedback eines Kollegen erinnert, der einen Text (den über IT-Systeme) vor Jahren mit den Worten kommentierte: "Und dann hört der Artikel einfach auf!"

Ja klar hört er auf – ich hatte ja alles gesagt, was ich zum Thema sagen wollte. Also war der Artikel fertig, oder? Und trotzdem vermisste der Kollege offenbar etwas: Das plötzliche Ende hatte ihn augenscheinlich überrumpelt und ihm das Gefühl gegeben, dass da noch etwas fehlte. Zinsser hat mich gelehrt, hier höhere Ansprüche an meine Texte zu stellen:

"Failure to know where that [final] sentence should occur can wreck an article that until its final stage has been tightly constructed. The positive reason for ending well is that a good last sentence – or last paragraph – is a joy in itself. It gives the reader a lift, and it lingers when the article is over." (S. 64)

Die Besonderheiten unterschiedlicher Formen

In "Part III: Forms" geht der Autor auf unterschiedliche Formen von "Nonfiction" ein. Das Spektrum reicht von "Writing about People: The Interview", "Writing about Places: The Travel Article" und "Writing about Yourself: The Memoir" über "Science and Technology" und "Business Writing" bis zu "Sports", "Arts" und "Humor".

Hier kann man sich das Feld (oder die Felder) herauspicken, auf dem/denen man selbst Ambitionen hegt; man kann diese Kapitel aber auch – was ich empfehle – alle lesen, einfach um ein Gefühl für unterschiedliche Formen zu bekommen. Und um dabei auch noch den ein oder anderen Hinweis "abzustauben", der eben doch nicht nur für dieses Themenfeld gilt, sondern auch für das eigene Metier nützlich ist.

So schreibt Zinsser im Kapitel über Interviews: "His own words will always be better than your words" (S. 100). Aber das gilt natürlich nicht nur für biografische Texte, sondern auch für Reise- und Wissenschaftsberichte, und vermutlich für die meisten anderen auch. Das Gleiche gilt für seinen Hinweis: "Your ethical duty to the person being interviewed is to present his positions accurately." (S. 108)

Verallgemeinerbar ist auch sein Rat zu Reiseberichten, sich vor Klischees zu hüten und sich stattdessen nach außergewöhnlichen Aspekten des besuchten Orts Ausschau zu halten.

Zufälligerweise habe ich parallel zu diesem Buch in einem Artikel über Reisefotografie eine Empfehlung gelesen, die genausogut auch von Zinsser sein könnte: Man solle sich vor den in Google Maps markierten "optimalen Positionen zum Fotografieren" hüten. Denn sofern man seine Hoffnung nicht darauf setzt, als der Besucher ausgezeichnet zu werden, der das gleiche abgedroschene Motiv zum 10-millionsten Mal geknipst hat, sollte man den Mainstream aus dem Weg gehen und nach noch nicht abgenudelten Perspektiven suchen.

Ebenfalls generalisierbar sind die Prinzipien, zu denen sich Zinsser im Kapitel über "Business Writing" bekennt, oder, wie er es nennt, seine "four articles of faith: clarity, simplicity, brevity and humanity". (S. 171f.)

Die eigene Haltung zum Schreiben

"Part IV: Attitudes" geht wohl am weitesten über andere "Schreibfibeln" hinaus und befasst sich mit der inneren Haltung, mit der man als Autor das Schreiben angeht. Zinsser beginnt mit "The Sound of Your Voice". Darin rät er angehenden Autoren, ihren eigenen Ton zu finden, was wiederum erfordert, Klischees ebenso zu meiden wie das Kopieren von Vorbildern.

Weiter geht es mit Emotionen beim Schreiben: "Enjoyment, Fear and Confidence". Auch wenn das, was er hier über Emotionen schreibt, eher anekdotisch ist und nicht in allgemeine Empfehlungen mündet: Allein schon, dass er die Emotionen beim Schreiben zum Thema macht, ist viel wert: Es zeigt unerfahrenen Autoren, dass es auch anderen und sogar Profis so geht. Und dass aus der Tatsache, dass man zuweilen emotionale Wechselbäder erlebt, eben nicht folgt, dass man zum Schreiben ungeeignet ist.

Ebenfalls ein Auslöser kontraproduktiver Emotionen ist "The Tyranny of the Final Product". Zinsser hält sie für eine der Hauptursachen, weshalb viele Autoren ihre Geschichten nicht in den Griff bekommen: "The fixation on the finished article causes writers a lot of trouble, deflecting them from all the earlier decisions that have to be made to determine its shape and voice and content." (S. 253)

Für die handwerkliche Seite des Aufbaus und des Organisierens von Texten gibt er in "The Writer's Decisions" vielfältige praktische Tipps. Und er demonstriert an einem eigenen Artikel, welche Entscheidungen er bei dessen Aufbau getroffen hat und warum. Und immer wieder geht es ihm darum, neue Perspektiven und frische Sichtweisen anzubieten: "Banality is the enemy of good writing; the challenge is to not write like everybody else." (S. 266)

"Write as Well as You Can", überschreibt er sein Schlusskapitel und macht klar, dass er damit vor allem unterhaltsames Schreiben meint:

"When we say we like the style of certain writers, what we in fact mean is that we like their personality as they express it on paper. Given a choice between two traveling companions – and a writer is someone who asks us to travel with him – we usually choose the one who we think will make an effort to brighten the trip." (S. 297)

Insgesamt tritt Zinsser für einen schlichten, klaren und authentischen Stil ein, gemäß dem Grundsatz von Schopenhauer, man möge gewöhnliche Worte benutzen, um ungewöhnliche Dinge zu sagen, und nicht umgekehrt. Vor allem aber gibt sein bewährtes Standardwerk viele wertvolle Hinweise und Empfehlungen für den Aufbau und die "Komposition" längerer Texte, die man anderswo nicht findet: Eine Top-Empfehlung für alle, die bereit sind, sich vertiefte Gedanken über die Gestaltung ihrer Texte zu machen.

Schlagworte:
Stilistik, Stilfibel, Klares Schreiben, Texte, Lesbarkeit, Verständlichkeit, Anschaulichkeit, Prägnanz

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