Des "forgotton factor in M&As" (Einleitung) nehmen sich die beiden Organisationspsychologen von der Manchester School of Management in gut lesbarem Englisch und mit etlichen ausführlichen "echten" Fallbeispielen an. Leider kaum Handlungsempfehlungen.
In den insgesamt acht Kapiteln handeln Sue Cartwright und Cary L. Cooper folgende Themen ab:
• Decision Making and Negotiating (wo sie sich für eine frühe Einbeziehung des Personal-Managements aussprechen) (18 S.)
• Communication (10 S.)
• Handling of Job Insecurity, Pay and Benefits (9 S.)
• Employee Stress (16 S.)
• Retention, Relocation, Retraining and Renegotiation (16 S.)
• Getting Down to Integration: From 'We v Them' to 'Us' (16 S.)
• Integrating Across National Cultures (13 S.)
Auf angenehme, gut nachvollziehbare Weise verbinden Cartwright und Cooper die Darstellung praktischer Integrationsthemen und -probleme mit Forschungsbefunden. Auf diese Weise leuchten sie aus, was in den betroffenen Personen bzw. Personengruppen abläuft und welche Konsequenzen dies für den weiteren Verlauf hat. Dies ergänzen sie mit ausführlichen Fallstudien zu realen Fusionen, die sie allerdings in meinen Augen zu sehr für sich sprechen lassen. Sie greifen die beschriebenen Beispiele im weiteren Verlauf nicht auf, sodass sie ein wenig isoliert und folgenlos in der Landschaft stehen bleiben. Eine tiefere Analyse im Sinne von "Was lehrt uns dieses Beispiel?" wäre da wertvoll gewesen; so bleibt es dem Leser überlassen herauszufinden, was eigentlich das Beispielhafte an dem Beispiel ist und wofür es ein Beispiel ist.
Generell ist ein Schwachpunkt des Buches, dass es die Autoren allzusehr dem Leser überlassen, sich die Schlussfolgerungen aus den von ihnen angebotenen Erkenntnissen zusammenzureimen. Diese nondirektive Art mag "very british" sein; vielleicht liegt es an meiner amerikanischen Prägung aus einer internationalen Beratungsfirma, dass mir dabei zuweilen ein herzhaftes "So What?" auf den Lippen lag.
Einige wichtige HR-Themen fehlen bzw. sind deutlich zu kurz gekommen: (1) Der Prozess zur Besetzung der Führungspositionen; (2) die interne Führung der Personalabteilung in einer Zeit, wo die Mitarbeiter dieses Bereichs einerseits extrem belastet sind, andererseits oft selbst noch keine Klarheit über ihre Zukunft haben; (3) die Frage, was die PA tun kann bzw. wozu sie das Management drängen sollte, um die Abwanderung der von Leistungsträgern und High Potentials zu verhindern.
Trotz dieser Kritikpunkte ein Buch, das hilft, sich besser auf die emotionalen Abläufe im Umfeld von Fusionen und Übernahmen einzustellen, und das man deshalb nicht nur Change und Integration Managern empfehlen kann, sondern auch Vorständen und Unternehmensstrategen auf das Nachtkästchen wünscht – und zwar rechtzeitig vor ihrer Ablösung wegen einer verhunzten Integration.
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Schlagworte:
Post-Merger-Integration, Fusion, Übernahme, Integrationsprozess, Personal-Management, HR-Management
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