Das Bild vom Dirigenten wird gern als Metapher für die Rolle des Top Managements verwendet. Wer sich sowohl für Führung als auch für klassische Musik interessiert, kann hier einen äußerst informativen Blick hinter die Kulissen werfen.
Ein ausgesprochen spannendes Buch, absolut lesenswert für jeden, der sich sowohl für Führung als auch für klassische Musik interessiert. In 16 Kapiteln geht der Autor der Geschichte der Dirigenten und des Dirigierens von den Anfängen (Bülow, Nikisch, Richter, Mahler, Strauss) bis in die neueste Zeit nach. Kenntnisreich und ohne falschen Respekt, aber bei aller Klarheit durchaus mit Sympathie beschreibt er, wie sich aus der ursprünglichen Rolle des Interpreten und Gestalters unter dem Einfluß der Medien der heutige Übermenschen- und Heroenkult entwickelt hat, der für den Umsatz der Musikindustrie unentbehrlich geworden ist und den Akteuren Millionengagen einspielt.
Das letzte Kapitel handelt vom "Maestro-Macher" Ronald Wilford, der, einer breiteren Öffentlichkeit (und so auch mir) völlig unbekannt, hinter den Kulissen die Fäden zieht und drei Viertel der heutigen Dirigenten-Oberliga unter Vertrag hat. So entscheidet er im Sinne eines Portfolio-Managements mit, welche Akteure mit welchen Repertoires an welchen Pulten und Mikrofonen stehen.
Ein Sonderlob verdient die Übersetzung von Jochen Schürmann: Zu keinem Zeitpunkt habe ich beim Lesen, wie sonst so oft, das englische Original vermisst. Das Buch liest sich, als wäre es im Original auf Deutsch geschrieben, und dazu von einem weit überdurchschnittlichen Autor verfasst. Auch hier: Top-Note 10!
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