Die Umsetzungsberatung

Rezensionen






Winfried Berner:
Culture Change

Unternehmenskultur als Wettbewerbsvorteil

Culture Change: Unternehmenskultur als Wettbewerbsvorteil

Für weitere Informationen
klicken Sie bitte hier.
 

Winfried Berner:
"CHANGE!" (Erweit. Neuauflage)

20 Fallstudien zu Sanierung, Turnaround, Prozessoptimierung, Reorganisation und Kulturveränderung

Change! - 20 Fallstudien zu Sanierung, Turnaround, Prozessoptimierung, Reorganisation und Kulturveränderung

Für weitere Informationen
klicken Sie bitte hier.
 

Winfried Berner:
"Bleiben oder Gehen"

Bleiben oder Gehen

Für weitere Informationen
klicken Sie bitte hier.
 

Ausgezeichneter Ratgeber für verständliches und anregendes Schreiben

Schneider, Wolf (1994):

Deutsch fürs Leben

Was die Schule zu lehren vergaß

Reinbek: Rowohlt; 224 S.; 8,50 Euro (rororo Sachbuch 9695)


Nutzen / Lesbarkeit: 9 / 10

Rezensent: Winfried Berner, 02.08.2003

Jetzt bei Amazon.de bestellen

Eine nachdrückliche Empfehlung für alle, die darauf angewiesen sind, dass die Adressaten ihre Texte freiwillig bis zu Ende lesen. Wer auch nur einen Bruchteil dieser 50 Regeln befolgt, wird besser schreiben als bisher.

Verständliches und ansprechendes Schreiben ist nicht so sehr eine Sache des Talents als eine Frage der Beherrschung und Einhaltung bestimmter Regeln. Damit wird man zwar nicht zu einem Shakespeare und auch nicht zu einem Riehl-Heyse, aber man kann Gebrauchstexte von einer ganz anderen Qualität, Dichte und vor allem Wirksamkeit verfassen: Berichte, Memos, Argumentationspapiere, aber auch Briefe und Bewerbungen. Darauf zu verzichten, kann sich eigentlich nur der leisten, dessen Leser zum Lesen gezwungen sind: Gesetzgeber, Päpste und Top Manager. Wer darauf angewiesen ist, dass seine Adressaten erstens überhaupt und zweitens sorgfältig lesen und drittens seinem Vorschlag folgen, tut gut daran, sich nicht nur um leichte Lesbarkeit, sondern auch um eine gewisse Attraktivität seiner Texte zu bemühen. Wie das geht, zeigt Wolf Schneider, der langjährigen Leiter der Hamburger Journalistenschule.

In sieben Kapiteln arbeitet sich Schneider nach einer Einleitung über "Die richtige Einstellung" von den Atomen des Schreibens ("Die richtigen Wörter") über die Moleküle ("Die richtigen Sätze") zu komplexeren Themen vor: "Die volle Klarheit", "Die richtigen Lesehilfen", "Die richtigen Reize" und zum Schluss "Der richtige Anfang". Das alles ist leicht verdaulich in insgesamt 50 Regeln strukturiert, die durchschnittlich 3 – 4 Seiten lang sind und kurzweilig, oftmals sogar amüsant zu lesen sind: Ideale Portionshäppchen für U-Bahn-Fahrten, Wartezeiten oder andere Situationen, wo man Gelegenheit hat, zwei oder drei Impulse aufzunehmen, die man im Laufe der nächsten Tage umsetzen kann.

Die Bandbreite von Schneiders Regeln reicht von scheinbar simplen Tipps ("Mit Wörtern geizen" / "Zwei von drei Adjektiven streichen" / "Modewörter und Klischees vermeiden") über Regeln zum "Überlisten der deutschen Syntax" ("Zusammenlassen, was zusammengehört" / "Präpositionen tilgen") bis hin zu Regeln, die tief in die Stilistik reichen und damit mehr zur Geschmacksfrage werden ("Metaphern pflegen" / "Mit Wörtern spielen" / "Mit Unheil drohen"). Aber diese mit der Komplexität wachsende Subjektivität tut der guten Sache keinen Abbruch. Denn entscheidend ist nicht, dass man Schneiders Regeln wortwörtlich befolgt, sondern dass man sich mit ihnen auseinandersetzt und eine Entscheidung dazu trifft.

Ich finde "Deutsch fürs Leben" noch gelungener und schlüssiger als Schneiders bewährten Ratgeber "Deutsch für Profis", den ich bislang als Referenz angesehen habe, der aber bei aller unbestreitbaren Qualität unter mancherlei Eitelkeiten leidet – und unter der Marotte, alle paar Seiten eine andere Marotte des "Spiegel" geißeln zu müssen. Zwar fehlt es auch in "Deutsch fürs Leben" nicht an lustvollen Seitenhieben auf den "Spiegel" und andere Flagschiffe des deutschsprachigen Journalismus, denen Schneider zu Recht eine Vorbildfunktion für kultivierten Sprachgebrauch abverlangt. Doch in diese berechtigte Kritik an schlampiger Wortwahl, verqueren Satzkonstruktionen und einschläfernder Dramaturgie mischen sich jetzt auch anerkennende Töne, wenn oftmals dieselben Medien mit Beispielen für gelungene und ausdrucksstarke Formulierungen zitiert werden.

Insgesamt eine nachdrückliche Empfehlung für alle, die darauf angewiesen sind, dass die Adressaten ihre Texte freiwillig bis zu Ende lesen – und sich nicht auf den bequemen Trost berufen wollen, dass gutes Schreiben "leider" ein Naturtalent sei, das man entweder habe oder halt nicht. Wer auch nur einen Bruchteil dieser 50 Regeln befolgt, wird besser schreiben als bisher – wenn auch nicht gleich so gut, dass es nicht mehr nötig hätte, das Buch zu einem späteren Zeitpunkt ein zweites und vielleicht ein drittes Mal zu lesen.

Schlagworte:
Kommunikation, Schreiben, Stilistik

Plagiate dieser Website werden automatisiert erfasst und verfolgt.