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Gold als Rettungsanker bei einem Zusammenbruch des Weltwährungssystems

Bandulet, Bruno (2007):

Das geheime Wissen der Goldanleger



Kopp (Rottenburg); 288 S.; 19,90 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 7 / 8

Rezensent: Winfried Berner, 16.02.2008

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Bandulets Buch breitet eine Flut von interessanten Details vor dem Leser aus, leidet aber darunter, dass nicht so recht klar ist, was es sein will: Katastrophenszenario, Anlageratgeber oder Streitschrift für eine Reform des Weltwährungssystems.

Dieses Buch ist besser als sein Titel befürchten lässt; dennoch überzeugt es mich letztlich nicht völlig. Ohne eine nachdrückliche Empfehlung hätte ich ein Werk, das "geheimes Wissen" verheißt, sicher einen weiten Bogen gemacht. Nach der Lektüre bin ich zwar um einige bedeutsame (wenn auch kaum wirklich geheime) Informationen reicher, doch ein sehr viel klareres Bild, wie der Gold- und Geldmarkt funktioniert und welchen Gefahren das internationale Währungssystem ausgesetzt ist, habe ich – leider – nicht wirklich. Was ich habe, ist das Bewusstsein (und in gewisser Weise den Leidensdruck), dass ich darüber im eigenen Interesse mehr wissen sollte und müsste.

Dr. Bruno Bandulet gibt seit fast 30 Jahren den Informationsdienst "Gold & Money Intelligence" heraus und seit 1995 den "Deutschlandbrief". Er gilt als einer der bankenunabhängigen "Goldgurus" im deutschsprachigen Raum und hat ohne Zweifel sehr viel Zeit, Rechercheaufwand und Denkarbeit in diesen Markt investiert. Und wie viele Goldanhänger ist er beseelt von einem tiefen Misstrauen gegenüber dem Staat und der Politik, aber auch gegenüber Großinstitutionen (wie den Großbanken), finanzwirtschaftlichen Emporkömmlingen (wie Hedgefonds und Derivate-Händlern) und anderen finsteren Mächten (wie der amerikanischen "Administration"). Im Grunde eine wertkonservative Position also, allerdings eine, die auf mich wie ausgebranntes Mauerwerk wirkt, weil es sich hauptsächlich auf materielle Werte und wirtschaftliche Sicherheit bezieht. Eigentlich ist das kein bürgerliches Wertesystem mehr, sondern nur noch dessen ökonomisches Korsett.

Dieses Korsett präsentiert Bandulet sehr fakten- und detailreich, ohne dass daraus jedoch ein schlüssiges Gesamtbild entstehen will. In den ersten Kapiteln erläutert er, was er den ersten und den zweiten "Goldkrieg" nennt. Man könnte mit Blick auf den Titel des Buchs sarkastisch kommentieren, dass diese Kriege offenbar so geheim war, dass sie von der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht bemerkt wurden -- im Grunde ein Wunschszenario für alle künftigen Kriege: Mögen sie so erbittert geführt werden, wie immer sie wollen, solange nur die Bevölkerung davon nichts bemerkt!

Doch jenseits solcher Lästereien gab es wohl tatsächlich intensive Anstrengungen der Notenbanken, den Goldpreis künstlich niedrig und Gold damit unattraktiv zu halten. Ursache dafür war nach Bandulets Darstellung, dass das 1944 etablierte Weltwährungssystem von Bretton Woods den Dollar fest an das Gold koppelte, dass die Amerikaner aber durch beherztes Betätigen der Notenpresse schon 1960 eine Situation geschaffen hatten, in der sich ihre kurzfristigen Auslandsverbindlichkeiten auf 18,7 Milliarden Dollar beliefen, ihre gesamten Goldbestände aber nur noch 17,8 Milliarden Dollar wert waren. Damit wäre es damals möglich gewesen, "die Bank zu sprengen". In dieser Situation konnten die USA eines ganz sicher nicht brauchen: Eine wachsende Nachfrage nach Gold und einen Zustrom von Anlegern. Infolgedessen taten sie sich mit den Notenbanken der Industriestaaten zusammen, um durch massive Goldverkäufe den Goldpreis künstlich niedrig zu halten. Damit gelang es ihnen in der Tat, die meisten Privatanleger zu vergraulen. Dennoch verloren die USA den "ersten Goldkrieg" schließlich, nachdem Frankreich ausgeschert war und in großem Stil Gold kaufte; 1971 sahen sich gezwungen, durch die Aufhebung der Golddeckung des Dollar ihre Kapitulation zu erklären.

Man könnte geneigt sein, das für eine historische Anekdote zu halten, die allenfalls Anlass zu einer gewissen späten Schadenfreude gibt. Doch das wäre eine krasse Fehleinschätzung, denn seit der Aufhebung der Goldbindung gibt es keine Außenreferenz für den Geldwert mehr, und die USA sind noch weniger daran gehindert, ihre mangelnde Wirtschaftsleistung durch den Nachdruck von Dollars zu kompensieren und die mittlerweile gigantischen Dollarbestände im Ausland durch eine verdeckte Inflation schleichend zu entwerten. (Eine Tatsache übrigens, die Jim O'Neill, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, in einem Spiegel-Interview (52/2007) in geradezu provokanter Offenheit einräumte. Spiegel: "Man wird den Eindruck nicht los, dass die USA ihre Währung geradezu vorsätzlich schwächen, um auf diese Weise quasi über die Bande ihre Schulden abzubauen." – O'Neill: "Sie haben völlig recht, und? Die USA mögen einen schwachen Dollar. Er darf allerdings nicht so schwach sein, dass er die finanzielle Stabilität gefährdet. Agieren die USA mit Vorsatz? Selbstverständlich tun sie das.")

Das wirft zwangsläufig die Frage auf, wie stabil das gesamte Weltwährungssystem ist – zumal es die schiere Höhe ihrer inzwischen aufgelaufenen Auslandsschulden fraglich macht, ob die USA jemals dazu in der Lage sein werden, ihre Schulden zu begleichen. Dazu kommt eine nicht zuletzt infolge der Finanzderivate unkontrolliert wachsende Geldmenge, was die Frage verschärft, was dieses Geld überhaupt noch wert ist und ob nicht die Gefahr besteht, dass dieses ganze Kartenhaus von realitätsabgelösten Fiktionen eines Tages zusammenbricht. Wer sich ernsthaft mit diesen Fragen befasst, landet unvermeidlich bei der Frage, welche sicheren Möglichkeiten der Wertaufbewahrung es gibt und was man als Kleinanleger tun kann, um im Falle des Falles nicht von dem allgemeinen Strudel mitgerissen zu werden. Letzten Endes ist es wohl diese Motivation, die viele um ihre Alterssicherung besorgte Menschen zur Beschäftigung mit Gold veranlasst. Auch der Wert von Gold ist zwar nur eine Fiktion – aber immerhin eine, die sich schon ein paar Jahrtausende als belastbar erwiesen hat. Unsere deckungslosen Währungssysteme hingegen sind bislang ein Experiment mit offenem Ausgang. In dieser Situation wirkt es nicht eben beruhigend, dass die wachsende Geldmenge eine Überschussliquidität erzeugt, die auf der Suche nach gewinnbringenden Anlagemöglichkeiten unkontrolliert und schweinezyklisch durch die Märkte schwappt.

Das Buch nennt irritierende Fakten, die wenigstens mir bis jetzt teils nicht bekannt, teils in ihrer Tragweite nicht klar waren. Etwa, dass die "Fed", die amerikanische Notenbank, im Gegensatz zu ihren europäischen Gegenstücken keine staatliche Institution ist, sondern eine private Einrichtung, nämlich eine Art staatlich sanktionierter Genossenschaft amerikanischer Großbanken. Oder dass die Exporterfolge, auf die wir Deutschen, aber auch Japaner, Chinesen und Koreaner so stolz sind, vor allem dadurch zustande kommen, dass die USA seit Jahrzehnten reale Waren gegen selbstgedruckte Dollars tauscht, mit der Folge, dass insbesondere die asiatischen Exportnationen mittlerweile auf gigantischen Dollarbergen sitzen, die über Inflation und Wechselkursänderungen schleichend an Wert verlieren, sodass sich die USA in "Salamitaktik" zu Lasten ihrer Lieferanten entschulden. (Was wiederum zur Folge hat, dass alle Dollarreserven dieser Welt unfreiwillig das amerikanische Haushaltsdefizit und die enormen Kriegskosten mitfinanzieren.) Oder dass der Großteil des Goldbestands der Deutschen Bundesbank nicht etwa in deren Tresoren in Frankfurt liegt, sondern in New York in der treuhänderischen Obhut der USA. Oder dass der Euro nicht etwa von der Europäischen Zentralbank ausgegeben wird, sondern von den Notenbanken der Mitgliedsländer, welche dafür zum Teil sehr windige Sicherheiten akzeptieren. Und dass die Euro-Noten unauffällig so gekennzeichnet sind, dass die ausgebende Zentralbank eindeutig identifizierbar ist (in Deutschland zum Beispiel mit einem X vor der Nummer der Banknote), sodass eine -- offizielle oder inoffizielle -- Wiederaufspaltung der europäischen Einheitswährung in nationale Währungen prinzipiell möglich wäre.

All diese und viele andere Hinweise wecken natürlich die Frage, wie sicher unser Papiergeld – gleich ob Dollar, Euro oder Schweizer Franken – auf mittlere bis lange Sicht ist. In diese Kerbe haut Bandulet denn auch aus Leibeskräften, indem er im vorletzten Kapitel die "Schuldenfalle" beschreibt, in der Deutschland und andere Staaten stecken, und indem er im letzten Kapitel "Das Ende aller Sicherheiten" verschiedene Währungsreform-Szenarien durchspielt. Dazu zählt keineswegs nur der Währungsschnitt, wie ihn Deutschland 1948 erlebte, sondern zum Beispiel auch das Aufkommen einer privaten (goldgedeckten) Ersatzwährung sowie die offizielle Rückkehr zum Goldstandard. Deren Auswirkungen auf den Goldpreis wären dramatisch: "Bei einer US-Geldmenge von 710 Milliarden Dollar (bestehend aus Noten und Bankreserven) und amerikanischen Goldreserven von 265 Millionen Unzen ergebe sich, so Butler, ein theoretischer Gleichgewichtsgoldpreis von 2700 Dollar je Unze und analog von 1335 Euro. Das war die Situation von 2003. Seitdem sind die Geldmengen weiter gewachsen, nicht aber die Goldreserven, wodurch sich der theoretische Gleichgewichtsgoldpreis Jahr um Jahr weiter erhöht." (S. 244 f.)

Resümee: Bandulet hat es geschafft, meine Zweifel an der Stabilität unseres derzeitigen Weltwirtschaftssystems zu verstärken. Er hat es nicht geschafft, mich von seiner Sicht restlos zu überzeugen. Dafür erscheint er mir in seiner Sicht auf die Realität zu einseitig und zu voreingenommen. Aber vielleicht braucht man für solch schwerwiegende Aussagen auch einfach die Querprüfung durch andere Quellen. Also weiterlesen …

Schlagworte:
Gold, Währungen, Weltwährungssystem, Weltwirtschaft, Geld

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