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Führer mit deutlichen Orientierungsmängeln

Kittel, Manfred (2004):

Bayerischer Wald

Erlebnis-Wanderführer

MZ-Buchverlag (Regensburg) 2. überarbeitete Aufl. 2004; 192 S.; 12,90 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 5 / 7

Rezensent: Winfried Berner, 05.08.2009

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Die Praxistauglichkeit dieses Wanderführers ist stark eingeschränkt, weil er weder ein Register enthält noch eine Übersichtskarte, auf der die einzelnen Touren lokalisiert sind. Auch die Wegbeschreibungen bleiben hinter dem heute Üblichen zurück.

So bedarf es schon ziemlich guter Ortskenntnisse, um ohne langes Suchen einen Weg in der Region zu finden, in der man wandern möchte. Auch Kundige dürften sich schwer tun, anhand der Wegbezeichnungen zu sagen, wo es etwa "Von Löwendorf über den Rabenberg", "Um den Zwirenzel" oder "Ins lauschige Stockertal" geht. Mehr über die grobe geographische Lage erfährt man erst, wenn man innerhalb jeder einzelnen Wegbeschreibung den Abschnitt "Anfahrt" liest. Eine schnelle Orientierung ist auf diese Weise nicht möglich.

Nicht einmal die Reihenfolge der Touren liefert eine erste Orientierungshilfe: Die Abfolge beginnt in der nordwestlichen Ecke, die eher schon dem Oberpfälzer Wald zuzurechnen ist, kreist dann in den Landkreisen Cham und Regensburg, also weiterhin im Westen des Bayerwald. Dann scheint sie sich entlang dem Grenzkamm in Richtung Nationalpark zu bewegen, springt dann aber plötzlich in den Vorwald zwischen Wiesent, Straubing und Deggendorf, um von dort kurz in den Nationalpark zu hüpfen (Schachtenwanderung), von dort gleich wieder zurück in den Vorwald (Buchaberg / Windberg) und wieder zurück in den Nationalpark (Rachel). Dort bleibt er dann eine Weile, bevor des zurück in den östlichen Vorderen Wald zwischen Deggendorf und Passau geht.
 
Auch die Ausstattung dieses Führers bleibt hinter den heute üblichen Standards zurück. Die Kurzbeschreibungen der Wege machen zwar Angaben über Länge, Gehzeit und Höhenunterschiede, enthalten aber weder kompakte Hinweise auf Schwierigkeitsgrad noch über Wegequalität und konditionelle Anforderungen, geschweige denn Höhenprofile (was ich verschmerzbar finde). Auch die Wegeskizzen vermitteln allenfalls einen vagen Anfangsverdacht; für eine Orientierung im Gelände sind sie komplett unbrauchbar. Und die Wegbeschreibungen im Text sind sprachlich ungelenk und alles andere als klar: Wer hier einmal den Anschluss verloren hat, weil er einen Satz nicht so verstanden hat wie ihn der Autor gemeint hat, hat kaum eine Chance, zurück in die Spur zu finden.
 
Diese editorischen Nachlässigkeiten sind umso bedauerlicher, als der "bekannte Reiseschriftsteller Manfred Kittel" (Cover) in diesem Buch nicht nur die altbekannten "Bayerwald Greatest Hits" beschreibt, sondern auch etliche Touren auf der anderenorts meist vernachlässigten Oberpfälzer Nordwestseite des Bayerwaldes sowie im ebenfalls oft unter Wert gehandelten Vorderen Bayerischen Wald. Sympathisch finde ich (wenn ich Zeit habe), dass Kittel sich zu Beginn jeder Wegbeschreibung ein bis zwei Seiten Zeit nimmt, um über die jeweilige Gegend zu erzählen. Das fehlt in modernen Wanderführern meist, oder es ist zu Kästen mit den bemerkenswertesten oder auch skurrilsten Geschichten eingedampft. Und dabei hilft es doch, ein Gefühl für die Gegend zu bekommen, in der man sich da bewegt.
 
Bedauerlich daher, dass man diesen Führer in der gegenwärtigen, nachlässig editierten Form allenfalls Insidern empfehlen kann, die sich in der Gegend schon gut auskennen und Ideen für neue, wenig bekannte Touren abseits der ausgetretenen Wege suchen. Und die bereit und in der Lage sind, sich auf der Basis einer groben Wegeskizze im Gelände selber zurechtzufinden. Für Touristen, die zum ersten oder zweiten Mal in der Region sind, ist dieser Führer definitiv weniger geeignet. Falls dieses Buch für eine Neuauflage mit einem besseren Orientierungssystem ausgestattet würde, könnte man ihn als Wegweiser zu einigen Geheimtipps in diesem großartigen Waldgebirges empfehlen.

Schlagworte:
Wandern, Wanderführer, Bayerischer Wald

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