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Vielfalt an Wandervorschlägen im "deutschen" Bayerwald

Spannbauer-Pollmann, Rosemarie; Pollmann, Nikolaus (2007):

Bayerischer Wald – 50 ausgewählte Wanderungen

Cham – Boden-mais – Zwiesel – Freyung – Passau

Rother (München) 4. vollständig neu bearbeitete Auflage 2007; 143 S.; 11,90 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 9 / 9

Rezensent: Winfried Berner, 13.04.2009

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Kompakter, preiswerter und dennoch sehr vielfältiger Wanderführer, der sowohl den Vorderen als auch den Hinteren (Inneren) Bayerischen Wald mit vielen Vorschlägen abdeckt, die auch über die "Bayerwald Greatest Hits" hinausgehen.

Trotz der (Nach-)Namensgleichheit stammt dieser Wanderführer von anderen Autoren als der im Bruckmann-Verlag erschienene, und er unterscheidet sich auch ansonsten deutlich von ihm. Das beginnt damit, dass er sich – mit den kleinen Ausnahmen des Plöckensteinsees und des Nordaufstiegs zum Osser über Teufelssee und Schwarzen See – ausschließlich auf die deutsche Seite des großen Waldgebirges beschränkt und die tschechische völlig ausspart. Dafür bietet er aber auf der bayerischen Seite fast dreimal so viele Wege wie Namensvetter Bernhard Pollmann, und es sind auch nicht bloß die Bayerwald "Greatest Hits" dabei, sondern auch etliche Geheimtipps. Daher hat das Buch auch Wanderfreunden, die mit dem "Woid" schon recht gut vertraut sind, noch überraschende Ideen und interessante Varianten zu bieten. (Von denselben Autoren gibt es in dieser Reihe auch einen ähnlich umfangreichen Wanderführer zum Böhmerwald.)

Insgesamt vermitteln Rosemarie und Nikolaus Pollmann den Eindruck, sich im Bayerwald wesentlich besser auszukennen als ihr in Freiburg ansässiger Namensvetter. Zwar schlagen auch sie beim Abstieg vom Hirschenstein die langweilige Forststraße Nr. 8 vor, statt den abwechslungsreichen kleinen Umweg über den Mühlgrabenweg und den Grimmeisenweiher zu nehmen, doch bieten sie zu diesem "König des Vorwalds" noch eine vielversprechende Wegevariante "von hinten", die in Achslach startet und endet und gleich noch den "Rauhen Kulm" mitnimmt, den man schon wegen seines geheimnisvollen Namens einmal erklommen haben sollte (ohne sich davon grandiose Aussichten zu versprechen).
 
Insgesamt kommt der Vordere Bayerische Wald in diesem Führer mit 21 Wegvorschlägen sehr viel besser weg, einschließlich des Regensburger Vorwalds, an dessen nordwestlichstem Rand ganz zum Schluss noch eine sehr schöne dreistündige Wanderung am Regen bei Hirschling vorgeschlagen wird. Leider machen aber auch die Pollmanns, wie fast alle Führer, einen Bogen um die weitläufigen, aber unmarkierten Wälder des Fürstenhauses Thurn und Taxis an den Donauhängen zwischen Regensburg und Straubing. Weder das romantische Otterbachtal noch die Wälder rund um den "Korea-Wirt" oder zwischen Wörth / Wiesent und Wiesenfelden werden mit Wandertipps erschlossen. Erstaunlich, wie willfährig sich Wanderführer und Wanderer sich in die fürstliche Ausgrenzung des Pöbels aus ihren hochwohlgeborenen "Waldungen" fügen. Nur eine verlockende (wenn auch sechseinhalb Stunden lange) Wanderung auf der Hochebene hinter den fürstlichen Wäldern rund um Falkenstein wird empfohlen, sowie ein Spaziergang von anderthalb Stunden rund um Donaustauf und die Walhalla.
 
Wie viele Führer, enthält auch dieser zahlreiche sehr lange Wege. Bei immerhin 19 der 50 liegen die ausgewiesenen Gehzeiten bei fünf Stunden oder länger, bei sieben sogar bei mehr als acht Stunden, und bei zweien sogar bei grotesken 14:45 und 20:30 Stunden. (Letztere allerdings mit Unterwegs-Übernachtung auf dem Großen Falkenstein, sodass am zweiten Tag nur noch lächerliche 13:45 Stunden zu gehen sind.) Trotzdem: Genussreiche Wandertage stelle ich mir anders vor. Klar dürfen auch mal größere Touren dabei sein, aber wenn man den ganzen Tag unter Zeitdruck steht und sich keinen "Irrweg" leisten darf, weil man nicht für eine Übernachtung im Wald gerüstet ist, verdirbt man sich doch eher die Freude am Gehen, als sie zu mehren.
 
Andererseits liegen 60 Prozent der Wandervorschläge bei weniger als fünf Stunden, und etliche davon im "leichten Bereich" zwischen anderthalb bis drei Stunden. Auch Franz Normalwanderer findet also genügend Vorschläge in diesem Führer, die sich auch ohne Hochleistungstraining mit Vergnügen gehen lassen. Allerdings sind kürzere und längere Wege asymmetrisch verteilt: Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass die Touren im Bereich des Grenzkamms länger und anstrengender sind als im milderen Vorderen Wald. Allerdings lassen sich etliche der "Megatouren", wenn man sie sich genauer anschaut, mühelos auf zwei oder gar drei Tagestouren aufzeilen. Was den großen Luxus mit sich bringt, dass man nicht auf 900 oder 1000 Meter Meereshöhe im Wald nächtigen muss, sondern nach einem gepflegten Abendessen in ein (halbwegs) bequemes Hotelbett sinken kann. Denn am Ende sind wir halt doch nicht die zähen Naturburschen, die mit den Auerhühnern schlagen gehen, sondern Normalbürger, die bei aller Naturverbundenheit auf das Komfortniveau ihrer Zivilisation mehr geeicht sind als wir uns vielleicht zugestehen.
 
Die Wegbeschreibungen sind so gut, wie es auf (in der Regel) einer Doppelseite eben möglich ist. Ohne zusätzliche Wanderkarte (Tipp: die Fritsch-Karten im Maßstab 1:35.000) kommt man in fremdem Gelände nur auf sehr gut markierten Wegen aus, aber eine brauchbare Vorstellung, wo es lang geht, vermitteln sie allemal. Und die Doppelseiten sind insofern praktisch, als man mit jeweils einer einzigen Fotokopie 170 Gramm Ballast einsparen kann.

Schlagworte:
Wandern, Wanderführer, Bayerischer Wald

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