Angenehme, aber nur begrenzt lehrreiche Lektüre. Wer es nicht schafft, sich die im Untertitel avisierte Kunst selbst aus dem Text zu erschließen, geht leer aus, denn konkrete Tipps gibt der amüsante Plauderer Tilman Spengler nicht.
"Was sagen Sie, nachdem Sie 'Guten Tag' gesagt haben?", fragte vor beinahe 40 Jahren der Transaktionsanalytiker Eric Berne, und der Titel von Spenglers Buch könnte eine späte und relativ risikoarme Antwort darauf sein. Das Problem, das beide ansprechen, ist offenbar universell: Auch wenn man nicht auf den Mund gefallen ist, ist es nicht immer einfach, mit fremden (oder auch bekannten) Leuten in ein halbwegs intelligentes (oder zumindest nicht allzu dämliches) Gespräch zu kommen, sofern es keine verbindende "Sachaufgabe" gibt. Um weder vom Thema ("Schönes Wetter heute") noch von dessen sprachlicher Ausgestaltung ("Wirklich super, ehrlich!") allzu banal zu wirken, sagt mancher lieber gar nichts. Aber das kann ja auch nicht das letzte Wort sein, sozusagen.
Also schlägt man gespannt Tilman Spenglers neues Buch auf. Doch wer es in der Hoffnung gekauft hat, hier konkrete praktische Tipps zu erhalten, kleine Kniffe und Kriegslisten für den Smalltalk, wird enttäuscht. Spengler plaudert sich amüsant, geistreich und gefällig durch alle möglichen Themen – und führt dem Leser so zweierlei vor: Erstens wie brillant er selbst – wenigstens an der Tastatur – die Kunst beherrscht, "ein kluges Gespräch zu führen", zweitens, wie groß der Abstand zu dem Leser ist, der dies ja auch gerne können würde, statt Hilfen und Anregungen aber nur eine einschüchternde Demonstration von Überlegenheit vorgeführt bekommt. Spenglers gefällige Plaudereien werden so zur Entmutigung. Gerade die Eleganz und Eloquenz, die er mit scheinbarer Beiläufigkeit aufbietet, legt die Latte noch ein bisschen höher und macht dem Leser unaufdringlich klar: Das erreichst du eh nie.
Klar, der Titel eines Buchs reflektiert nicht immer die ursprüngliche Idee des Autors, sondern ist durch Marketing-Überlegungen des Verlags bestimmt. Dennoch müssen Buch und Autor die Erwartungen gegen sich gelten lassen, die ihr Titel weckt. Und der Untertitel "Von der Kunst, ein kluges Gespräch zu führen" weckt nun einmal die Erwartung, diese Kunst nicht nur vorgeführt zu bekommen, sondern auch – in den Grenzen eines Taschenbuchs – in sie eingeführt zu werden. Doch leider bleibt es bei der Demonstration – ein didaktischer Impetus ist dem Buch nicht anzumerken. Die 25 kurzen Kapitel behandeln – oder besser: beplaudern – alles Mögliche, doch umsetzbare Hinweise geben sie kaum. Natürlich kann man trotzdem versuchen, aus der sorgsamen Beobachtung und Nachahmung des praktizierenden Meisters zu lernen, doch wem diese archaische Lernform zu mühsam ist, der kann allenfalls noch hoffen, dass sein Unbewusstes "intuitiv" einiges von dem aufgenommen hat, was den Umweg über sein Bewusstsein definitiv nicht gemacht hat.
Wer für solche hoffnungsbasierten Lernmodelle keinen Nerv hat, kann das Buch entweder links liegen lassen oder – es als unterhaltsame Alternative zu Bordmagazinen in Nachtzügen nutzen. Denn leichte, amüsante Unterhaltung bietet es ja durchaus. Und vielleicht hinterlässt die Lektüre ja, auch wenn man sich hinterher an kaum etwas erinnern kann, doch Spuren im Unbewussten. Wie sprach schon Winnie the Pooh: "Beim Unbewussten kann man nie wissen …"
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