Ein umfassender Überblick über die Ruhestandsfinanzierung, von dem man sich keine sensationellen Renditetipps erwarten sollte, sondern eher eine Gesamtschau, Hinweise auf wichtige Themen und eine Anleitung zur Vermeidung von Fehlern und Dummheiten.
Wer erst als Rentner anfängt, über die Finanzierung seines Ruhestands nachzudenken, ist ein bisschen spät dran; er hat viele Gestaltungsmöglichkeiten schon versäumt. Auch wenn es sich spießig anhört, ist es daher sinnvoll, schon in früheren Jahren einen Finanzplan für die Zeit nach seinem Berufsleben zu machen. Die Tatsache, dass die Zukunft auch auf finanziellem Gebiet derzeit noch ungewisser ist als ohnehin schon, ist kein Argument, wirtschaftlich in den Tag hinein zu leben – im Gegenteil: Gerade weil die staatliche Rentenversicherung keineswegs so sicher ist wie der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm und andere Großsprecher immer getönt haben, ist es wichtig, sie mit privaten Rücklagen zu ergänzen. Aber dafür braucht es nicht nur Ausgabendisziplin, dafür braucht es auch eine Strategie. Denn wer sein Erspartes einfach nur zur Sparkasse trägt, der vermehrt es nicht, sondern kann froh sein, wenn er trotz Inflation und Zinsabschlagsteuer knapp dessen Kaufkraft erhält.
Die Autoren dieses Buches sind "Vermögensberater", und demgemäß ist ihr primäres Interesse wohl nicht, vom kargen Autorenhonorar ihres Buches zu leben, sondern das Buch als Marketinginstrument zu nutzen und damit Kunden zu gewinnen. Um dies zu erreichen, sollte ihr Buch die entscheidenden Fragen nicht abschließend beantworten, sondern müsste sie in erster Linie bewusst machen – und dieser Linie folgt es auch, wiewohl es viele wertvolle Informationen und Denkanstöße liefert. Und so endet es denn auch mit dem Kapitel "Berater und Vermögensverwalter: Worauf ist zu achten?". Das Geschäftsmodell der Beiden ist, sich ihre Dienstleistung direkt vom Kunden bezahlen zu lassen, statt sich über offene oder verdeckte Provisionen für die in der "Beratung" nebenbei verkauften Finanzprodukte zu finanzieren. Was ohne Zweifel transparenter ist und überdies Interessenkonflikte vermeidet.
In zehn Kapiteln gehen Friess und Huber alle Themen durch, die im Zusammenhang mit der Ruhestandsfinanzierung von Bedeutung sind: Von der Bilanzierung der Vorsorgeansprüche und den Umgang mit Abfindungen und Geschäftsverkaufserlösen über Versicherungen und Steuern bis hin zu unterschiedlichen Anlagestrategien und – natürlich – der Wahl des richtigen Vermögensberaters.
Angestrichen habe ich mir auf den 340 Seiten wenig, aber ein paar nützliche Hinweise und Impulse waren doch dabei – wie zwischendurch einmal Gewinne zu realisieren, um zeitlich befristete steuerliche Verlustvorträge zu nutzen. Für andere Leser wird der unmittelbare Nutzen deutlich größer sein – das hängt davon ab, wie viel sie sich mit dem (mäßig faszinierenden) Thema schon beschäftigt haben. Wer mit der Materie schon einigermaßen vertraut ist, für den enthält das Buch eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute: Dass er vermutlich alle wesentlichen Instrumente der Alterssicherung kennt und keinen dramatischen Korrekturbedarf hat. Die Schlechte: Dass das Repertoire auch für professionelle Vermögensberater offenbar begrenzt ist. Den Geheimtipp, der zu einem sprunghaften Anstieg der Rendite führt, gibt es nicht. (Oder wenigstens nicht hier – aber höchstwahrscheinlich überhaupt nicht, denn sonst wäre er im Zeitalter des Internet kaum geheim zu halten.)
Deshalb sollte man sich von diesem Buch keine sensationellen Tipps erwarten, sondern eher einen umfassenden Überblick und eine Anleitung zur Vermeidung von Fehlern und Dummheiten. Was der Zielsetzung aber durchaus gerecht wird, denn letztlich liegt der Erfolg (auch) bei diesem Spiel nicht darin, geniale Schachzüge zu machen, sondern darin, gravierende Fehler zu vermeiden. Wegen der veränderten Rechts- und Großwetterlage ist wichtig, sich unbedingt die neue dritte Auflage zu besorgen und nicht eine ältere Ausgabe des Buchs.
|