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Angestrengt-witziger Finanzratgeber – vor allem für Briten

Knott, Paul (2012):

Ouch!

Ignorance is bliss, except when it hurts - What you don't know about money and why it matters (more than you think)

Pearson (Harlow, London u.a.); 252 Seiten; 16,99 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 6 / 5

Rezensent: Winfried Berner, 09.05.2013

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Als Weckruf angekündigt, tut sich das Buch schwer, den hochgepushten Erwartungen gerecht zu werden: Eine Tour d'horizon durch was man halt so liest, wenn man Banken und Anlageberatern nicht mehr traut, doch viele neue Erkenntnisse bringt es nicht.

Very British, indeed. Dieses Buch bzw. sein Autor ist offensichtlich sehr bemüht, Berührungsängste vor Finanzfragen mit einem sehr umgangssprachlichen, flapsigen Ton zu begegnen, und er bedient sich zu diesem Zweck einer eloquenten, anspielungsreichen britischen Alltagssprache – die für Ausländer zuweilen ziemlich schwer zu verstehen ist, selbst wenn sie gut Englisch sprechen (und lesen). Auch seine Beispiele und Gedankengänge sind oft so sehr auf die britische Insel fokussiert, dass man sich fragt, wieso sein Buch außerhalb des Königreichs überhaupt vertrieben wird. Da es auch keine Erkenntnisse bringt, die man aus anderen Quellen nicht auch (und zumeist leichter) gewinnen könnte, kann man sich die Mühe als Nicht-Brite sparen.

Die ersten sechs Kapitel rekapitulieren den gegenwärtigen Diskussionsstand von Behavioral Economics, Prospect Theory und der wachsenden Contrarian-Bewegung auf eine Weise, die sich sehr um Originalität bemüht, aber eher in den Formulierungen als in den Gedanken originell ist. Alles schon mal irgendwo gelesen, zum Teil auch mehrfach, aber der Schritt zu einer Verdichtung oder zu einer Prägnanz, die neue Erkenntnisse ermöglicht, gelingt Paul Knott nicht. Nicht nur der Titel, auch die Kapitelüberschriften lassen erkennen, dass das Bemühen um Originalität oder Witzigkeit allzu oft zu Lasten der inhaltlichen Klarheit und Verständlichkeit geht. Einige Beispiele: "Show Me the Money – Its Origins and How It Works", "Paralytically Incorrect – Wake Up to Your Reality", "Rub My Crystal Ball – The Dismal Science Partially Demystified".

Im siebten Kapitel endlich kommt Knott zu dem, was sich aus den vorausgegangenen gut 150 Seiten lernen lässt. Und es geht sehr "originell" weiter: "Enter the Dojo – Foible Combat – Retraining Your Brain". Unter "Stop Fibbing" (Flunkern) fasst er "Fear", "Inertia" und "Boredom" zusammen – weil die Anfangsbuchstaben "FIB" ergeben. Reim dich oder ich fress dich. Mit Flunkern hat das zwar rein gar nichts zu tun, aber es soll wohl "entertaining" sein. So wie hier geht allzu oft der Gag zu Lasten der inhaltlichen Klarheit. Im Abschnitt "Fight Club" stellt er dann zehn zu überwindende Gegner erfolgreicher Geldanlage vor: Fear, Pain, Loss, Inconsistency, Linearity, Impatience, Overconfidence, Obedience, Risk Appetite, Greed. In der Tat eine sehr bunte Mischung.

Im achten und letzten Kapitel "Who Ate My Mammoth?" (haha) schließlich gibt er einige halbwegs konkrete Empfehlungen, wie zum Beispiel die Finanzmärkte wie ein Meer zu betrachten, wo man sich nicht an den einzelnen Wellen orientieren solle, sondern am Gang der Gezeiten, um an steigenden Märkten teilzunehmen und sich aus fallenden frühzeitig zu verabschieden. Dafür schlägt er einige Indikatoren vor, wie zum Beispiel das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Aktien oder das Verhältnis von Kaufpreis zu Mietertrag bei Immobilien. Das ist in der Tat sinnvoller als einfach auf Empfehlungen zu hören oder Trends hinterherzulaufen.

Ein schöner Contrarian-Tipp ist: "Find out what the most popular investment idea for the year is, then blatantly ignore it." (S. 204) Plausibel ist auch die gegen den Strich gebürstete Empfehlung, Emotionen als Wegweiser zum erfolgreichen Investieren zu nehmen, aber mit umgekehrten Vorzeichen: Wenn man ein gutes Gefühl bei einer Investition hat, ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit zu spät dran. Er zitiert Brian Posner: "If it makes me feel like I want to throw up I can be pretty sure it's a great investment." (S. 204) Und Jim Rodgers: "Become a farmer. Finance is finished." (S. 210)

Völlig überraschend weitet Knott das Thema auf den letzten Metern seines Buchs noch einmal gewaltig aus. Auf Seite 213 thematisiert er plötzlich und unerwartet das Problem der Überbevölkerung und der Engpässe, die daraus auf einem endlichen Planeten zwangsläufig entstehen. Von dort kommt er auf Seite 215 zu Albert Bartletts wichtigem Hinweis, dass die größte Schwäche des Menschen sei, die Exponentialfunktion nicht zu verstehen. Von hier zu Peak Oil sind es nur noch weitere zwei Seiten, und konsequenterweise empfiehlt er auf der Folgeseite Chris Martensons "Crash Course" – einer Empfehlung, der ich mich inhaltlich vollkommen anschließen kann (siehe Rezension), die aber so kurz vor Torschluss nur noch konfus und konzeptionslos wirkt, ebenso wie seine abschließende Empfehlung, sich nicht so stark auf Geld zu fixieren, sondern auf Seite 223 "Random Kindness" zu praktizieren. Geld sei letztlich nur ein Mittel zur Freiheit – weshalb es auch notwendig sei, darüber nachzudenken. Angesichts dieser plötzlichen philosophischen Ernsthaftigkeit ist man geradezu erleichtert, dass auf Seite 224 Schluss ist.

Schlagworte:
Geldanlage, Finanzen, Behavioral Economics

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