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Authentischer Bericht von der Biber-Wiedereinbürgerung

Weinzierl, Hubert (1973):

Projekt Biber

Wiedereinbürgerung von Wildtieren

Stuttgart (Kosmos); 63 Seiten


Nutzen / Lesbarkeit: 8 / 8

Rezensent: Winfried Berner, 12.05.2013

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Einer der damaligen Hauptakteure erzählt zeitnah und damit ohne rückblickende Verklärung die Geschichte der Wiedereinbürgerung des Bibers in Bayern, die offenbar mehr einem kühnen Experiment mit viel Improvisation glich als einem planmäßigen Programm

Der Bund Naturschutz ist ohne Zweifel der Umweltverband, der am meisten für die Wiedereinbürgerung ausgerotteter Wildtiere getan hat: Biber, Luchs, Wildkatze, Uhu, Fischotter … Begonnen haben diese Wiedereinbürgerungsmaßnahmen bald nach der "großen Zeitenwende" des Bund Naturschutz, als der Verband sich 1969 mit der Wahl von Hubert Weinzierl zum Ersten Vorsitzenden aud der patriarchalischen Kontrolle des Bayerischen Innenministeriums löste.

Doch was im Rückblick wie ein planmäßiges Programm aussieht, war zu der Zeit, als es begonnen wurde, ein kühnes Experiment mit durchaus ungewissem Ausgang. Mehr als hundert Jahre nach der Ausrottung der letzten Biber in Bayern gab es ja kaum noch Wissen über die Lebensgewohnheiten und Ansprüche dieser eigenwilligen Nagetiere, wie zum Beispiel über ihr ausgeprägtes Revierverhalten. Das führte, wie Weinzierl erzählt, zu mancherlei Pannen, wie etwa zu tödlichen Revierkämpfen innerhalb der sorgfältig eingezäunten Biberaufzuchtstationen, wie auch zu etlichen Ausbrüchen, bei denen die Tiere die Zäune teils durchbissen, teils unterquerten.

Das schmale Bändchen, 1973 in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu den ersten Versuchen erschienen, ist ein authentischer Erfahrungsbericht über das "Abenteuer Wiedereinbürgerung", das frei von rückblickender Verklärung erahnen lässt, wie dieses "Programm" wirklich ablief: Weitaus spontaner und unsystematischer, als es im historischen Rückblick erscheint, voller Überraschungen, aber auch voller Mut, nach Rückschlägen sozusagen auf offener Bühne zu lernen und improvisierend und ideenreich das Ziel einer dauerhaften Wiederansiedelung weiterzuverfolgen. Dieser Mut und diese Beharrlichkeit nötigen Respekt und Bewunderung ab, und alle heutigen BN-Mitglieder dürfen stolz darauf sein, dass der Verband sich diese Eigenschaften bis heute bewahrt hat.

Ein wenig schade ist, dass Hubert Weinzierl – ähnlich wie in seinen neueren Veröffentlichungen – es nicht für nötig befindet, die wichtigsten Mitstreiter dieser Wiedereinbürgerungskampagne, wie etwa den langjährigen Landesgeschäftsführer Helmut Steininger und die damaligen Beauftragten für Süd- und Nordbayern zu nennen, geschweige denn, ihre Beiträge zur erfolgreichen Wiedereinbürgerung ausgerotteter Arten zu würdigen. Nur auf einigen Bildern sind Steininger und andere Mitstreiter zu erkennen, doch nicht einmal in der Bildunterschrift werden ihre Namen genannt.

Das Bändchen ist derzeit nur antiquarisch zu bekommen, doch für alle einen Kauf wert, die sich für Naturschutzgeschichte "aus erster Hand" interessieren. Und vielleicht erlebt es ja einmal eine Neuauflage, in der Weinzierls unmittelbare Perspektive um einen wissenschaftlichen Rückblick aus größerer zeitlicher Distanz ergänzt wird. Ein Erfolg waren die damaligen Bemühungen jedenfalls: Heute hat der Biber die allermeisten Lebensräume zurückerobert, die für ihn in Mitteleuropa in Betracht kommen.

Schlagworte:
Naturschutz, Wildtiere, Wiedereinbürgerung, Biber

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