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Beste mir bekannte deutschsprachige Einführung in das Value Investing

Otte, Max; Castner, Jens (2010):

Erfolgreiches Value-Investieren

Geniale Investmentstrategien in Zeiten globaler Veränderungen

Finanzbuch (München) 3. Aufl. 2011; 350 Seiten; 24,90 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 9 / 9

Rezensent: Winfried Berner, 11.09.2015

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Obwohl das Buch veraltete Unternehmenszahlen von 2006 und davor verwendet, gibt es eine gute Einführung in die Logik und Methodik des Value-Investing. Der zweite Band stellt deutschspra-chige Value-Investoren vor.

Value-Investing ist die Antithese zu der "Efficient-Market-Theorie", also der Annahme, dass im aktuellen Börsenkurs eines Unternehmens alle verfügbaren Informationen enthalten seien und er damit den einzig "richtigen", zutreffenden Wert dieses Papiers repräsentiere. Wenn das zuträfe, wäre es unmöglich, durch die gezielte Auswahl seiner Investments eine Überrendite gegenüber dem Markt zu erzielen. Die logische Konsequenz wäre demnach, auf jedes "Stockpicking" zu verzichten und stattdessen einfach "in den Markt" zu investieren, indem man ein ausreichend diversifiziertes Marktportfolio oder einfachkeitshalber einen Indexfond kauft.

Im Gegensatz dazu sind Value-Investoren davon überzeugt, dass im Markt immer wieder sowohl erhebliche Über- als auch Unterbewertungen vorkommen – und dass man sie mit sorgfältigen Analysen identifizieren kann. Ihnen will zum Beispiel nicht einleuchten, dass sich der Wert von Firmen oder ganzen Märkten bei einem Börsencrash ohne substanzielle neue Informationen binnen weniger Tage dramatisch verändern solle. Weiter glauben sie, dass es sowohl überbewertete "Modeaktien" gibt als auch Unternehmen und Branchen, die als langweilig gelten, "aus der Mode gekommen" sind oder die unbeliebt oder gar "verhasst" sind und deshalb "heruntergeprügelt" wurden. Genau nach solchen Papieren fahnden Value-Investoren, weil man da den Gegenwert eines Euro für 70 Cent, 50 Cent oder zuweilen sogar für 30 Cent bekommt.

Doch solche "Sonderangebote" zu finden, ist mit Arbeit verbunden, und vor allem erfordert es eine durchdachte Methodik. Dafür hilft es nicht, auf die Empfehlungen der Medien zu hören – im Gegenteil: Je häufiger eine Anlage in der Presse oder im Fernsehen empfohlen wird, desto mehr werden Value Investoren dies als Warnung verstehen, besser die Finger von diesem offenbar in Mode gekommenen Papier zu lassen. Andererseits ist Desinteresse oder allgemeine Abneigung noch kein Wertnachweis: Es erfordert sorgfältige Analysen, um herauszufinden, ob ein Papier zu Recht oder zu Unrecht in Ungnade gefallen ist.

In zehn Kapiteln stellt Max Otte (der im Titel ausgewiesene Koautor Jens Castner hat offenbar den zweiten Band "Erfolgreiche Value-Investoren" verfasst) die Prinzipien und Methoden in eingängiger und gut nachvollziehbarer Form vor. Anhand zahlreicher Beispiele und etlicher ausführlicher Fallstudien zeigt er, wie man den "inneren Wert" und das künftige Ertragspotenzial von Aktien abschätzen kann. Besonders erfreulich, dass er dabei nicht bei hehren Prinzipien stehenbleibt, sondern das methodische Handwerkszeug detailliert beschreibt. Dabei macht er auch klar: Value Investing ist mehr als die Beherrschung der Methoden – mindestens ebenso wichtig ist die Selbstdisziplin, sich auch an seine Regeln zu halten, wenn die eigenen Emotionen danach schreien, das genaue Gegenteil zu tun.

Als Erscheinungsjahr des Buches ist im Impressum das Jahr 2010 ausgewiesen. In Wirklichkeit handelt es sich aber offenbar, wie die Autoren in der Einleitung einräumen, um die Wiederveröffentlichung eines bereits 2007 erschienenen Werks. Soweit erkennbar, wurde der Text für die Wiederveröffentlichung nicht aktualisiert; die verwendeten Unternehmenszahlen enden jedenfalls durchgängig mit den Jahren 2005/06. Das ist etwas befremdlich, aber dem Lernzweck des Buches nicht wirklich abträglich. Vielleicht ist es sogar von Vorteil, weil man die untersuchten Unternehmen so "sine ira et studio" betrachtet – und weil man schauen kann, welche Wertentwicklung sie genommen haben. Trotzdem wäre ein Hinweis im Impressum, dass es sich nicht um eine Erstveröffentlichung handelt, korrekt gewesen.

Dennoch: Das beste mir bekannte Lehrbuch des Value Investing in deutscher Sprache.

Der zugehörige zweite Band stellt, wie der Titel verheißt, zehn "Erfolgreiche Value-Investoren" vor und kündigt "Geniale Investmentstrategen in Zeiten globaler Veränderungen" an. Er bietet damit eine gute und kompakte Möglichkeit, sich einen ersten Überblick über die überschaubare deutschsprachige Szene zu verschaffen – was für interessierte Anleger auch deshalb von Nutzen ist, weil viele amerikanische Fonds in Deutschland entweder nur schwer zu beschaffen sind und/odere zu steuerlichen Komplikationen führen können, weil US-Fonds ihre Berichte (natürlich) meist nicht nach den deutschen Steuervorschriften aufbereiten.

Dass Otte und Castner in diesen Band auch Fondsmanager aufgenommen haben, die keine reinen Value-Investoren sind, finde ich völlig in Ordnung: Zum einen ist die Szene offenkundig nicht so groß, zum anderen ist es durchaus interessant, auch "gemischte" Ansätze und ihre Logik kennenzulernen. Zwei andere Punkte finde ich allerdings befremdlich: Zum einen, dass sie mit Norman Rentrop auch einen Investor vorstellen, der gar keinen Publikumsfonds anbietet. Plausibler wäre gewesen, in das Buch auch "aktive" Investmentfirmen wie Allgeier oder Gesko aufzunehmen, die ähnlich Warren Buffett ganze Firmen nach Value-Gesichtspunkten kaufen und managen.

Zum anderen, dass Otte und Castner Max Otte und seinen Fonds präsentieren, als ob es sich um einen außenstehenden Dritten handelte. Das Kapitel beginnt wie folgt: "Die tiefe Stimme macht Eindruck. Und das Know-how noch mehr. Wer Max Otte nur vom Telefon kennt, fühlt sich wie ein Kind im Vorschulalter …" (S. 143). Wer das liest, fühlt sich etwas anders, aber auch irgendwie seltsam.

Schlagworte:
Geldanlage, Value Investing, Value Investoren, Aktien, Aktienfonds, Fondsmanager

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