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Etwas Besseres als den Tod findest du überall

Asserate, Asfa-Wossen (2016):

Die neue Völkerwanderung

Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten

Propyläen (Berlin); 220 Seiten; 12,30 Euro


Nutzen / Lesbarkeit: 9 / 9

Rezensent: Winfried Berner, 25.09.2023

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Niemand flieht zum Vergnügen, solange er in seiner Heimat einigermaßen anständig leben kann. Wer die Massenflucht also beenden oder eindämmen will, muss alles dafür tun, in den Herkunftsländern zu akzeptablen Lebensbedingungen beizutragen.

"Europas Problem heißt Afrika", so hat es der scharfsinnige Singapurer Spitzendiplomat und Professor Kishore Mahbubani schon vor Jahren auf den Punkt gebracht. Er finde es deshalb äußerst unklug von den Europäern, sich von den USA in einen Konflikt mit China hineinziehen zu lassen, statt sich auf das nächstliegende und drängende Problem vor der eigenen Haustür zu konzentrieren.

Frei von Hintergedanken ist diese Mahnung des chinafreundlichen Mahbubani wohl nicht, aber falsch ist sie dennoch nicht: Wenn eine wachsende Zahl von Afrikanern wegen des Klimawandels, des Hungers und/oder des Terrors nicht mehr in Afrika leben kann, dann werden sie sich vermutlich nicht still in die Ecke setzen und sterben – jedenfalls nicht alle. Viele werden sich stattdessen auf den Weg machen, getreu dem Motto der Bremer Stadtmusikanten: "Etwas Besseres als den Tod findest du überall!"

Afrika ist Europas völlig unterschätztes Problem

So entsteht "die neue Völkerwanderung", die diesem Buch seinen Titel gibt. Ein simpler Blick auf die Weltkarte zeigt, wo sie hinwandern werden: Die wenigsten werden übers Meer nach Indien kraulen oder sich auf den Spuren Thor Heyerdahls mit dem Floß nach Südamerika aufmachen, zumal sich weder das eine noch das andere dieser Ziele wie das gelobte Land anhört.

Die allermeisten werden nach Norden ziehen, übers Mittelmeer oder links oder rechts daran vorbei, wie wir es ja längst kennen. Ein paar werden wohl in Ägypten rechts abbiegen auf die arabische Halbinsel: Dort werden auch Sklaven billige Arbeitskräfte gebraucht. Aber der Großteil wird versuchen, nach Europa gelangen. Und dort vorzugsweise in die wohlhabenden Länder: Wer will schon nach Bulgarien, Albanien oder Russland?

Schon von den Zahlenverhältnissen her ist das keine gemütliche Vorstellung: Europa hat rund 700 Millionen Einwohner (mit sinkender Tendenz) und ist zugleich der am dichtesten besiedelte Kontinent. Afrika hat rund 1,4 Milliarden mit stark steigender Tendenz: für 2050 werden laut UN-Modellrechnungen bereits 2,4 Milliarden erwartet, bis 2100 wird ein Anstieg auf annähernd 4 Milliarden prognostiziert.

Auch wenn die gewiss nicht alle nach Europa aufbrechen werden und schon gar nicht alle gleichzeitig – ein Bruchteil davon würde reichen, um alle bislang gekannten Dimensionen von "Massenmigration" zu sprengen. Und man sollte sich da keine Illusionen machen: Kein Deal mit den Transitländern, keine Zaun und keine Mauer wird diese Völkerwanderung aufhalten – und keine Grenzkontrollen, so rabiat sie auch agieren mögen.

Auch wenn wir durch eigenes Tun oder Unterlassen dafür sorgen (lassen), dass nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge "durchkommt", während der Rest in der Wüste verdurstet, im Mittelmeer ertrinkt oder von Wegelagerern erschlagen wird, es gibt kein polizeiliches Mittel, diese Völkerwanderung zu stoppen oder auch nur einzudämmen. Was wir auch tun, es werden so viele durchkommen, dass es dramatische Auswirkungen auf die europäischen Gesellschaften hat.

Flapsig gesagt, damit es zu der von manchen Querköpfen beschworene "Umvolkung" oder zu einem "Bevölkerungsaustausch" kommt, bedarf es keiner Privatverschwörung von Angela Merkel, dafür reicht es völlig, mit Afrika weiter so umzugehen, wie wir Europäer es seit Jahrzehnten tun: mit einer Mischung aus Desinteresse und kurzsichtigem Opportunismus (wie etwa bei Lebensmittel- und Kleidungsexporten), kalter Interessenpolitik und halbherzigen Hilfsprogrammen.

Unsere einzige Chance

Selbst wenn wir sämtliche westlichen Werte aufgeben und Europas Grenzen mit Maschinengewehren oder Selbstschussanlagen sichern, werden wir diese Massenmigration nicht stoppen. Denn wer nichts mehr zu verlieren hat, dem kann man auch nicht mehr drohen: Dass der Grenzübertritt lebensgefährlich ist, wen soll das schrecken, wenn die Umkehr der sichere Tod ist? Dass man unterwegs Wegelagern in die Hände fallen, in der Wüste verdursten oder im Meer ertrinken kann, was zählt das, solange es eine Chance gibt durchzukommen?

Unsere einzige gangbare Strategie liegt darin, die Afrikaner dabei zu unterstützen, Lebensbedingungen in ihren Ländern zu schaffen, die es für sie attraktiv, zumindest aber möglich und zumutbar machen, dort zu bleiben. Denn die Leute ziehen ja nicht aus Abenteuerlust nach Europa oder weil sie hoffen, dort ein paar Mark mehr zu verdienen als zuhause.

Sie fliehen, weil es nicht mehr anders geht, weil sie keine bessere Alternative mehr haben. Deshalb ist es auch die Unterscheidung zwischen politischen und "Wirtschaftsflüchtlingen" ziemlich akademisch – außer wenn man der Meinung ist, dass es wesentlich zumutbarer ist, den eigenen Kindern beim Hungern zuzusehen, als, willkürlich inhaftiert und möglicherweise misshandelt zu werden.

Ebenso ist es dummes Geschwätz zu behaupten, dass es zwar ein Recht auf Asyl gebe, aber kein Recht auf Migration. Damit kann man sich vielleicht bei Wählern anbiedern, deren Hobby nicht das Denken ist, doch solche Spitzfindigkeiten heben nicht den Zwang zur Migration auf – einen Zwang, der schlicht daraus besteht, dass die Alternative zur Flucht das Verrecken ist.

Desgleichen ist es Augenwischerei, mit afrikanischen Machthabern für teures Geld Rückführungsabkommen zu schließen. Die nehmen dann ein paar arme Schweine zurück, kassieren das Geld – und leben im Übrigen wunderbar davon, dass die Rücküberweisungen ihrer erfolgreichen Emigranten an ihre Familien zuhause mehr Geld ins Land bringen als die gesamte westliche Entwicklungshilfe. Zugleich werden sie durch die Massenflucht eines ihrer größten Probleme los, nämlich die große Zahl arbeitsloser junger Männer ohne Einkommen und Perspektive, die immer einen gefährlichen Unruheherd darstellen. Wenn ein Teil davon auf der Flucht umkommt, wen juckt es – Hauptsache, sie sind weg.

Wer die neue Völkerwanderung wirklich eindämmen will, der muss an den Fluchtursachen ansetzen – und sich klarmachen, dass die allerwenigsten Menschen zum Vergnügen oder aus Abenteuerlust fliehen. Genau wie viele junge Ostdeutsche nicht in den Westen gegangen sind, weil sie dort ein paar Mark mehr verdienten, sondern weil sie zuhause für sich keine Perspektive sahen, werden sich auch viele Afrikaner von der lebensgefährlichen Reise nur dann abhalten lassen, wenn sie zuhause eine halbwegs annehmbare Perspektive sehen.

Schwerst belastete Vorgeschichte

Aber was können wir Europäer dazu beitragen, dass Afrikaner für sich in Afrika eine Perspektive sehen? Noch mehr Geld, das dann zum großen Teil doch nur in korrupten Eliten versickert?

Was die Sache kompliziert macht, ist, dass die Beziehungen zwischen Europa und Afrika eine ziemlich furchtbare Vorgeschichte haben. Im Kapitel "Das Erbe des Kolonialismus" rekapituliert Asserate auf gut 40 Seiten die Altlasten der Vergangenheit. Und obwohl er das in sehr nüchternem, sachlichen Stil tut und sicherlich unendlich viele grausige Geschichten weglässt, kommt man auf diesen Seiten beim Lesen mit dem Schämen kaum hinterher.

Es ist kaum zu fassen, welche Spur an Blut und Zerstörung wir Europäer in Afrika hinterlassen haben. Auch wenn man die Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann und notgedrungen dort weitermachen muss, wo man nun einmal gelandet ist, trifft man allüberall in Afrika auf die unheilvollen Spuren der Geschichte – von den willkürlichen Grenzziehungen, die Völker zerschneiden und andere zusammenwürfeln, bis hin zu den emotionalen Wunden, die diese Raubzüge und Gemetzel hinterlassen haben, und die daraus resultierenden Empfindlichkeiten und Ressentiments.

Willkürliche Grenzziehungen sind nicht nur deshalb ein Problem, weil sie die Frage nach ihrer Korrektur aufwerfen, um sich verlorene Landesteile "zurückzuholen" und getrennte Völker "wiederzuvereinigen" – sowohl mit friedlichen Mitteln als auch nach gewaltsamen. Das Zusammenmischen mehrerer Ethnien macht es auch extrem schwierig, demokratische Strukturen zu entwickeln.

Denn solange Menschen nach Volks- oder Stammeszugehörigkeit wählen, spiegelt das Wahlergebnis jedesmal aufs Neue der Häufigkeitsverteilung der Ethnien wieder. Das macht Wahlen im Grunde erstens entbehrlich und zweitens extrem frustrierend für die Minderheit(en), weil sie keine Chance haben, jemals die Regierung zu stellen. Drittens entfällt jede demokratische Kontrolle der Regierung, wenn nicht nach politischer Zufriedenheit gewählt wird, sondern nach Volkszugehörigkeit: Die ändert sich ja nicht, auch wenn die Regierung noch so unfähig und korrupt ist.

Doch auch unsere eigenen Köpfe sind von dieser Vorgeschichte belastet. Haben doch zumindest die Älteren von uns noch in der Schule gelernt, dass heroische Forscher, Kaufleute und Missionare Afrika "erforscht", "erschlossen" und "zivilisiert" haben – als ob Afrika vor Ankunft der Europäer ein unbewohnter Kontinent gewesen wäre. Gutgläubig schaudernd erfuhren wir aus unseren Lesebüchern von gefährlichen Begegnungen mit angeblichen "Wilden" und "Menschenfressern", nicht ahnend, dass diese Wilden zum Teil hochentwickelte Zivilisationen waren.

Heute hören wir ständig von Korruption, autoritären Alleinherrschern und Militärputschen – und verbinden ganz Afrika unterschiedslos mit Elend und Misswirtschaft. Aus guten Gründen lautet der ärgerlicher Buchtitel eines Afrikaners "Africa Is Not a Country". Doch wir fragen uns ernsthaft, ob beispielsweise die Rückgabe geraubter Kunstschätze an diese "unreifen" Afrikaner eine gute Idee ist. Oder ob man sie besser noch so lange fürsorglich für sie aufbewahren sollte, bis sie gewissermaßen "erwachsen" sind.

Eine schwierige Ausgangslage. Hart und plakativ gesagt, während wir den Afrikanern nicht viel zutrauen, trauen sie uns so ziemlich alles zu. Schon der Gedanke, dass "wir Afrika retten", enthält in drei Worten die ganze Zumutung: Sie selbst können es nicht, also müssen notgedrungen "wir" die Sache in die Hand nehmen. Obwohl wir, ehrlich gesagt, nicht so arg viel Ahnung von "Afrika" haben. Aber das würde eh nur stören beim Entwickeln hochfliegender Konzepte. Wer als Afrikaner dagegen nicht rebelliert, ist nicht gesund. Oder zutiefst demoralisiert – was ungefähr das Gleiche ist.

Wie kann man "Afrika retten"?

Doch die bittere Kolonialgeschichte ist nicht alles – auch die jüngere Vergangenheit und Gegenwart sind kein Ruhmesblatt für die Europäer (und Amerikaner). Zwar ist man vom Sklavenhandel abgekommen, und auch klassische Raubzüge wie in früheren Jahrhunderten finden kaum noch statt. Allenfalls lässt man gelegentlich ein bisschen rauben, indem von Warlords gewaltsam entwendete Kunstschätze gegen entsprechende Gebühren in den internationalen Kunsthandel gelangen.

Stattdessen hat der Westen andere Wege gefunden, den geschundenen Kontinent auszubeuten und auszuplündern. Und auch hierfür berichtet Asserate mehr Beispiele als für unser europäisches (bzw. mein persönlliches) Wohlbefinden gut ist.

Nachdem er im dritten Kapitel "Afrika ist immer für eine Überraschung gut" zunächst eine Reihe von Beispielen dafür nennt, dass in Afrika, entgegen dem europäischen Eindruck, nicht alles katastrophal und schrecklich ist, sondern man den Kontinent differenziert betrachten muss, listet er im weiteren Verlauf eine Vielzahl von Mechanismen auf, mit denen es der Westen Afrika nahezu unmöglich macht, aus seiner Misere herauszukommen.

Da ist beispielsweise das "Landgrabbing": der großflächige Aufkauf von Ackerland durch westliche Investoren. Die betrachten es in gespielter Unschuld als interessante Diversifizierungsmöglichkeit für ihr Portfolio, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass es nirgendwo auf der Welt ungenutztes Ackerland gibt. Gewissenlose Regierungen verscherbeln die Flächen, um an Devisen zu kommen, und die einheimischen Bauern, die ihre historischen Rechte nicht gerichtsfest belegen können, werden von ihrem Grund und Boden vertrieben – und stürzen von einem kargen, aber auskömmlichen Leben in Heimatlosigkeit und bittere Armut: potenzielle "Wirtschaftsflüchtlinge".

Eines der größten Probleme Afrikas sind ohne Zweifel, wie Asserate bestätigt, korrupte Regierungen und Eliten. Der Westen könnte hier großen Einfluss nehmen und hätte es auch schon seit Jahrzehnten gekonnt, indem er Entwicklungshilfezahlungen und Handelsverträge an gute Regierungsführung und konsequente Korruptionsbekämpfung koppelt.

Stattdessen lässt er sich dabei von kurzfristigen und kurzsichtigen Eigeninteressen leiten, wie etwa der Rohstoffbeschaffung und der politischen Lagertreue – und (be)nutzt und finanziert zu diesem Zweck die korrupten Eliten. Kaum zu widerlegen ist der Verdacht, dass eine gewisse Käuflichkeit westlichen Staaten und Konzernen zuweilen gar nicht so ungelegen kommt, macht sie doch vieles leichter als mühsame demokratische Aushandlungsprozesse. So kommt es, dass die Bevölkerung in manchen rohstoffreichen Staaten Afrikas bettelarm ist – bis auf eine kleine Oberschicht, die zu Lasten ihres Volks wie die Made im Speck lebt. Asserate nennt das den "Fluch der Ressourcen".

Auch bei diversen "Freihandelsabkommen" geht es alles andere als frei und fair zu. Beispielsweise machen subventionierte europäische Landwirtschaftsexporte nach Afrika die heimischen Kleinbauern kaputt – und die Betroffenen damit zu potenziellen "Wirtschaftsflüchtlingen". Fischereiabkommen lassen zu, berichtet Asserate, dass europäische, amerikanische und japanische Trawler in einer Nacht mehr Fisch fangen als die einheimischen Fischer in einem ganzen Jahr. Wenn denen dann nicht mehr genug zum Leben bleibt, werden auch sie zu – "Wirtschaftsflüchtlingen".

Zugespitzt kann man also sagen: Wir produzieren "unsere" Wirtschaftssflüchtlinge selbst – mit unserer Außen-, Wirtschafts- und Handelspolitik. Die gute Nachricht daran ist: Wenn es uns zu viele werden, könnten wir ja einfach damit aufhören.

Die zweite gute Nachricht: Wir könnten das sogar ohne langwierige Verhandlungen mit afrikanischen Machthabern umsetzen und müssten uns keine Sorge machen, ob sie sich an die Vereinbarungen halten. Mit dem Landgrabbing und vielen anderen Schweinereien aufzuhören, ist nicht genehmigungspflichtig. Es erfordert "nur" den politischen Willen im Westen und dessen Durchsetzung.

Ob das reicht, um Afrika zu retten, müsste sich zeigen. In jedem Fall wäre es ein guter Anfang. Doch solange wir nicht mit der stillen Ausbeutung Afrikas aufhören, dürfen wir uns nicht beschweren, wenn die Migration weitergeht. Oder zunimmt. Denn sie ist, das ist für mich die grausigste Erkenntnis aus dem Buch, zum guten Teil das Ergebnis unserer eigenen westlichen Politik.

Fazit: Der Schlüssel zur Lösung der Flüchtlingskrise

Auch wenn es nicht mehr ganz neu ist (was natürlich nicht dem Autor anzulasten ist), ist dies ein wegweisendes Buch für die Zukunft Deutschlands, Europas – und Afrikas. Denn wenn wir diesen Massenexodus nicht in den Griff bekommen, wird er uns erdrücken. Eine Kanzlerin Weidl wäre dann nur noch durch AfD-interne Machtkämpfe oder durch eine noch gnadenlosere Rechtsaußen-Partei zu verhindern.

Zwar sind Asserates Lösungsvorschläge insofern etwas enttäuschend, als sie keine von Grund auf neuen, revolutionären Ideen enthalten. Gute Regierungsführung, Frauenförderung, Mikrokredite, Föderung der (klein-)bäuerlichen Landwirtschaft – alles schon vielfach gesagt. Aber das macht es weder falsch noch überflüssig. Das sind halt die zentralen Hebel: Es bringt nichts, noch weiter auf die "Zauberkugel" zu hoffen, die alle Probleme auf einen Schlag löst. Stattdessen müssten wir nur ins Handeln kommen, statt weiter auf Scheinlösungen wie Grenzkontrollen und Rückführungsabkommen hereinzufallen.

Die beste Nachricht an Asserates Buch ist für mich, dass der Westen, so er wollen sollte, viel mehr tun könnte, um das Problem zu lösen, und dass es vieles davon einseitig und ohne langwierige Verhandlungen tun könnte: Er müsste nur mit seiner kurzsichtigen und selbstsüchtigen Außen-, Wirtschafts- und Handelspolitik gegenüber Afrika aufhören. Er müsste eine Afrika-Strategie entwickeln (und umsetzen), die für afrikanische Staaten und Staatschefinnen förderliche Rahmenbedingungen und Anreize setzt.

Solange der Westen mit korrupten Regimes Geschäfte macht und eher ihre weltpolitische Lagertreue belohnt als gute Regierungsführung, setzt er andere Anreize als wenn er auf solche Deals nach Möglichkeit verzichtet. Das wird vermutlich nicht idealtypisch umzusetzen sein, und es wird natürlich auch innerhalb der westlichen Länder zu Konflikten führen, weil etwa die Bauernverbände oder die Fischereilobby gar nicht einsehen, weshalb sie auf die bewährte und gewohnheitsrechtliche Ausbeutung Afrikas verzichten sollen.

Trotzdem bleibt uns wohl nur dieser Weg, der "neuen Völkerwanderung" auf halbwegs anständige Weise Herr zu werden. Das wäre dann auch eine "wertegeleitete Außenpolitik" – aber eine, die höhere Ansprüche nicht primär an andere Ländern stellt, sondern in erster Linie an die eigene Politik. Gerade angesichts der aktuell wieder aufgeflammten Diskussionen über Flüchtlings- und Migrationspolitik eine dringende Leseempfehlung!

Schlagworte:
Massenmigration, Flucht, Wirtschaftsflüchtlinge, Asylanten, Einwanderung, Zuwanderung, Geopolitik, Afrika

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